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Der FC Chelsea sollte seinen Rettungsexperten anrufen
Zirkus Europa: Es deutet vieles darauf hin, dass der FC Chelsea bei Real Madrid für dieses Jahr seine Abschiedsvorstellung im europäischen Fußball-Zirkus gibt
Ashley Cole ist ja nun leider nicht mehr da. Vor ein paar Wochen hat ihn sein alter Kollege Frank Lampard als Assistenztrainer zum FC Everton geholt – auf dass sie gemeinsam den kleineren der beiden Liverpooler Klubs vor dem Abstieg aus der Premier League retten. Aber Coles Telefonnummer dürfte beim FC Chelsea noch bekannt sein.
Früher schlicht Pokal der Landesmeister genannt, ist die Champions League heute inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Ein Blick auf den kommenden Spieltag.
Er hat sich vor gut zehn Jahren einen Namen gemacht als Experte für besonders nachhaltige Rettungsaktionen. Genau da haben sie bei Chelsea gerade erhöhten Bedarf. Die Welt sah an der Stamford Bridge schon mal schöner aus. Auch, aber nicht nur, weil das Fußballunternehmen aus dem Süden Londons mit russischem Geld alimentiert wird. An diesem Dienstag geht es für den amtierenden Champion der Königsklasse zum Rückspiel des Viertelfinales nach Madrid. Und es deutet einiges darauf hin, dass Chelsea gegen Real im Estadio Santiago Bernabéu für dieses Jahr seine Abschiedsvorstellung im europäischen Fußball-Zirkus gibt.
Vielleicht sollte Trainer Thomas Tuchel mal bei Ashley Cole anrufen. Der 41-Jährige könnte dann beispielsweise vom Frühjahr 2012 erzählen. Da hatte es Chelsea im Achtelfinale der Champions League in den Süden Italiens verschlagen. Der SSC Neapel zog ein zauberhaftes Spiel auf und lag 3:1 vorn. Es lief die Schlussphase des Hinspiels – und Napoli stürmte, wild entschlossen, ein viertes und wahrscheinlich entscheidendes Tor zu erzielen. Christian Maggio schoss, seine Kollegen jubelten schon, doch im letzten Augenblick tauchte Linksverteidiger Cole auf: Mit einem langen Schritt verwehrte er dem Ball die Berührung mit dem Tornetz und hielt das Ergebnis für Chelsea in einigermaßen erträglichen Grenzen.
»Ein 1:3 können wir noch aufholen«, sprach Chelseas Trainer André Villas-Boas. Dazu bekam er selbst aber keine Gelegenheit mehr. Ein paar Tage später war der Portugiese Geschichte beim Chelsea Football Club. Ihm folgte sein Assistent Roberto di Matteo, von dem zu diesem Zeitpunkt keiner ahnen konnte, dass er mal für den ersten ganz großen Erfolg der Klubgeschichte stehen würde. Chelsea spielte in der Premier League jenseits von Gut und Böse, die einzige Chance für ein versöhnliches Saisonende bot die Champions League, doch da war ja nach dem 1:3 in Neapel auch kaum was zu holen. Dann aber gewannen die Blues das Rückspiel 4:1 nach Verlängerung, besiegten später auch noch Benfica Lissabon, den FC Barcelona und im Münchner »Finale dahoam« auch noch den FC Bayern. Die Saison war gerettet. Und das nur, weil Ashley Cole damals in Neapel den Ball von der Linie gespitzelt hatte.
An diesem Dienstag steht mal wieder ein Rückspiel im Viertelfinale des größten Vereinswettbewerbs der Fußballwelt an. Chelsea hat das Hinspiel in London gegen Real Madrid mit 1:3 verloren, was schon nach einem mittleren Wunder verlangt, wenn es denn noch etwas mit dem Einzug unter die letzten Vier werden soll. So hat es jedenfalls Chelseas schärfster Kritiker formuliert. Er heißt Thomas Tuchel und hatte von der Trainerbank beste Sicht auf die Dinge. In dem ihm eigenen Hang zur sportphilosophischen Apokalypse sprach der deutsche Coach von der schlechtesten ersten Halbzeit seiner jetzt etwas mehr als ein Jahr währenden Amtszeit in London. Und dass er sich keineswegs eine Wende Richtung Halbfinale vorstellen könne: »Wie viele Klubs im Weltfußball könnten das schaffen, drei Tore Unterschied? Wie oft kommt das vor?«
Dann aber kam der Sonnabend, mit ihm ein 6:0-Sieg beim FC Southampton. Und auf einmal sieht die Welt des Thomas Tuchel schon wieder ganz anders aus. Wenn er jetzt auch noch bei Ashley Cole anruft ...
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