In die Zange genommen

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten kämpft mit Klimawandel und unsachgemäßem Besuch

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wir sind froh darüber, dass wir durch diese schwierige Zeit gebracht worden sind«, sagte, verbunden mit einem Dank an die Gesellschafter Brandenburg, Berlin und Bund, der Generaldirektor der Stiftung, Professor Christoph Martin Vogtherr auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung, die am Mittwoch auf dem Gelände der Römischen Bäder im Park Sanssouci stattfand. Während 2019 rund 1,5 Millionen Besucher in den Gebäuden gezählt worden seien, habe sich ihre Zahl aufgrund von Lockdown-Schließungen in den beiden Jahren danach auf je rund 500 000 verringert. Die Ausgleichszahlungen der öffentlichen Hand betrugen vor zwei Jahren 5 Millionen Euro, im Jahr darauf 3,1 Millionen. Zweifellos seien die Besucherströme ein Belastung für die Gebäude und Kunstwerke, doch gehöre es eben zum Selbstverständnis der Stiftung, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu halten.

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) ging auf aktuelle Auseinandersetzungen mit der Familie Hohenzollern ein. Man wisse viel über die Verstrickungen der Hohenzollern in das NS-Regime und dies müsse »weitererzählt« werden. Verhandlungen über Restitutionen führe sie nicht. Von einem »Herrscherhaus im Niedergang«, aber auch der »Gefahr, einäugig zu werden«, sprach Vogtherr. Die Beziehungen der Nazis zu Preußen seien kompliziert und ambivalent gewesen. Bis vor 10 oder 15 Jahren sei die Stiftung mit der Beseitigung von Schäden befasst gewesen, die im Zweiten Weltkrieg entstanden waren. Eine diesbezügliche Ausstellung werde es geben, »wenn die Aktenlage und die Erkenntnislage gut sind«. Zum aktuellen Jahresthema sei der Kolonialismus erkoren worden und eine entsprechende Ausstellung in Vorbereitung. Die Sammlungen der Stiftung sollen Vogtherr zufolge einer kritischen Betrachtung unterzogen werden. Bislang käme kein Exponat für eine eventuelle Rückgabe infrage, setzte er auf Nachfrage hinzu.

Ein weiteres Ziel sei es, die Einrichtung klimaneutral zu machen. Schüle hatte auf Schäden hingewiesen, die durch Trockenheit, Hitze, Stürme und Starkregen entstanden und »nicht zu übersehen« seien. Ihr zufolge unternimmt die Einrichtung Anstrengungen, um die Wasserbindungsfähigkeit des Bodens um den wertvollen historischen Baumbestand weiter zu erhöhen. Noch könne von einem »intakten Ökosystem« gesprochen werden. Die Anlagen würden »in die Zange genommen«, sagte Vogtherr. Neben den Schäden durch die ungewohnte Witterung seien es die »unsachgemäße, ärgerlich-verbrauchende Art« vieler Besucher, mit den Parks umzugehen. Genannt wurden »grillen, baden, zelten, Ball spielen, vermüllen und Baumfällen«.

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