Steinbruch für die Rechtssicherheit

Rainer Rutz über die Beteilung der Enteignungsinitiative an der Expertenkommission des Berliner Senats

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Natürlich waren und sind die Widerstände der Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen gegen eine Expertenkommission berechtigt, die in aller Ruhe »Möglichkeiten, Wege und Voraussetzungen der Umsetzung« ihres Vorhabens prüft. Schließlich haben im September vergangenen Jahres fast 60 Prozent der Wähler dafür gestimmt, dass die Wohnungsbestände großer renditeorientierter Immobilienkonzerne vergesellschaftet werden - und nicht dafür, dass erst einmal eine Expertenkommission eingesetzt wird.

Das Modell »Expertenkommission mit Prüfauftrag« klang von Anfang an auch sehr verdächtig nach dem Versuch der Gegner des Volksentscheids, dessen Umsetzung zu verschleppen. Man kennt das aus anderen Bereichen des Senatsbetriebs: Irgendwann hat die Kommission zu Ende geprüft, es gibt einen dicken Bericht, der wird dann einer lächelnden Regierenden Bürgermeisterin in die Hand gedrückt - und verschwindet in der Schublade.

Nun muss es darum gehen, genau Letzteres zu verhindern. Auch und vor allem deshalb ist es gut, dass Deutsche Wohnen & Co enteignen sich dazu durchgerungen hat, drei eigene Vertreterinnen und Vertreter in die Kommission zu entsenden. Es ist eben wichtig, dass der Prima-für-die-Schublade-Fraktion in dem Gremium selbst Gegenwind entgegenschlägt.

Und bei aller Euphorie angesichts des überwältigenden Votums im vergangenen September: Klar ist, dass ein Sozialisierungsgesetz am Ende auch vor den Gerichten Bestand haben muss. Denn machen wir uns nichts vor: CDU, FDP und die versammelte Immobilienlobby werden nach Inkrafttreten des Gesetzes sofort auf der Juristenmatte stehen. Der Mietendeckel lässt grüßen.

Zweifel sind berechtigt, dass in dieser Legislatur überhaupt ein Gesetz zur Vergesellschaftung beschlossen wird. Entscheidend ist daher, dass im Rahmen der Kommission auf Druck der Initiative wenigstens ausreichend Material gesammelt wird, das als Steinbruch dienen kann für einen rechtssicheren zweiten Anlauf.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.