Gas aus dem Watt für zwei Staaten

Niedersachsen will niederländischem Unternehmen das Bohren in der Nordsee erlauben

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Als sich vor gut einem Monat abzeichnete, dass sich die rot-schwarze Koalition in Niedersachsen nicht mehr gegen Pläne aus den Niederlanden stemmen wird, im Wattenmeer nach Erdgas zu bohren, hatte sich Protest geregt. Weder die oppositionellen Grünen im Landtag noch Umweltverbände, Touristiker und Bewohner der Insel Borkum hatten Verständnis dafür, dass SPD und CDU vom in ihrem Koalitionsvertrag festgeschriebenen Bohrverbot wohl abweichen werden. Begründet hatten sie diese Kehrtwende mit dem Ziel, von russischen Gaslieferungen unabhängig werden zu wollen. Jetzt nimmt der Plan Formen an: Am Mittwoch einigten sich Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) und der Vorstandschef des niederländischen Unternehmens One-Dyas, Chris de Ruyter van Steveninck, auf Details zum Bohrprojekt.

Verwirklicht werden soll das Projekt etwa 20 Kilometer vor der zu Niedersachsen gehörenden Nordseeinsel Borkum. Eine Plattform auf hoher See ist geplant, auch eine Pipeline, durch die der begehrte Energieträger fließen soll. Mindestens 60 Milliarden Kubikmeter Erdgas werden aus dem künftigen Bohrfeld in der Nähe des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer erwartet. Das Gasfeld war vor fünf Jahren bei Untersuchungen zwischen der zu den Niederlanden gehörenden Insel Schiermonnikoog und Borkum entdeckt worden.

Spaß und Verantwortung

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Zu gleichen Anteilen soll das Gas dann an Deutschland und die Niederlande gehen. »Damit ist Niedersachsen gemeinsam mit den Niederlanden der Eckpfeiler der deutschen und der europäischen Energieversorgung, was den Gasmarkt betrifft«, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts. Einwänden von Umweltschützern hielt der Minister entgegen: »Die umweltschutzfachlichen Verfahren, sowohl auf niedersächsischer als auch auf niederländischer Seite, kommen derzeit nach meiner Einschätzung zu dem Schluss, dass keine Umweltgefährdung besteht.«

Dagegen meinen die Grünen im Parlament, es seien durchaus Umweltschäden zu befürchten. Und die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) – in ihr sind Mitglieder von Naturschutzvereinen, Kommunen und Verbänden zusammengeschlossen – meldete mit Blick auf den Schiffsverkehr Bedenken an. Seine Fahrtstrecken in der Nordsee würden durch Vorhaben wie die Bohrinsel eingeengt. Dadurch wiederum erhöhe sich die Gefahr von Havarien, deren Auswirkungen die Umwelt treffen könnten, mahnt die SDN.

In den kommenden zwei Wochen will sich die Landesregierung in Hannover mit dem Projekt befassen. Dabei ist mit Zustimmung von SPD und CDU zu rechnen. Allerdings muss das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) das Vorhaben anschließend genehmigen.

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Laufe alles nach Plan, könne mit der Förderung von Erdgas aus der Tiefe des Wattenmeerbodens frühestens Ende 2024 begonnen werden, schätzt One-Dyas-Vorstandschef de Ruyter.

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