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Blumenstadt Beelitz

Die Landesgartenschau hilft, die Sanierung der historischen Altstadt zu vollenden

  • Andreas Fritsche, Beelitz
  • Lesedauer: 4 Min.

»Wir können nicht warten, bis ein Prinz auf einem weißen Pferd in die Stadt reitet«, sagt der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (parteilos). Darum kaufte die Kommune einige heruntergekommene Häuser vor allem in der historischen Altstadt und kümmerte sich selbst um die Sanierung. Sieben Millionen Euro Fördermittel des Landes waren dabei eine willkommene Hilfe. Bei einer Radtour zeigt Bürgermeister Knuth am Samstag dem mit Bus und Bahn angereisten Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU), wie das Geld verwendet wurde und wird.

Los geht es am Bahnhof Beelitz Stadt. Hinter den Gleisen steht ein alter Wasserturm, auf dessen Spitze eine Sternwarte eingerichtet wurde. Die Wiese daneben liegt in einer Senke und bietet damit ideale Voraussetzungen, in ein Naturfreibad verwandelt zu werden. Das Freibad solle eine »spektakuläre Rutsche« und ein Sprungbecken mit Glaswand erhalte, so dass Badegäste die kühnen Springer beim Eintauchen beobachten können. Im Juni 2023 soll das Naturfreibad eröffnet werden. Es gab allerdings Ärger mit Naturschützern, die auf alten Karten ein Moor eingezeichnet fanden. Das Moor existiert aber nicht mehr, erklärt Bürgermeister Knuth. Diese Sache wäre also abgehakt. Jetzt drehe sich der Streit nur noch um einige Bäume, die gefällt werden müssen.

Landesgartenschau in Beelitz

Die am 14. April eröffnete Landesgartenschau in Beelitz kann bis zum 31. Oktober, also 201 Tage lang, besucht werden - so lange wie noch keine Landesgartenschau vorher.

Das Tagesticket kostet 17 Euro, ermäßigt oder bei Anreise mit Bus und Bahn 14 Euro. Schüler ab 16 Jahre zahlen 8 Euro. Für jüngere Schüler und Kinder ist der Eintritt frei. Hunde (mit Ausnahme von Blindenhunden), Fahrräder und Roller dürfen nicht mitgebracht werden.

Eine Dauerkarte kostet regulär 110 Euro und ermäßigt 90 Euro. Bislang wurden 10.000 Dauerkarten verkauft. Zum Vergleich: Die am 23. April eröffnete Gartenschau im sächsischen Torgau verkaufte 4000 Dauerkarten.

Das Areal der Gartenschau in Beelitz umfasst 15 Hektar im Park an der Nieplitz und in den Archegärten. Es gibt 14-tägig wechselnde Blumenschauen in der St. Marien-St. Nikolai-Pfarrkirche. af

Das alte Freibad von Beelitz lag auf dem Gelände, auf dem am 14. April die Landesgartenschau (Laga) eröffnete. Hier wurde mit Fördermitteln eine alte Wassermühle restauriert. Diese ist dann auch das Ziel der Radtour. Auf dem Weg dorthin schließt Bürgermeister Knuth an der Clara-Zetkin-Straße die alten Venus-Lichtspiele auf. »Dirty Dancing« sei Anfang der 1990er Jahre der letzte Film gewesen, der hier gezeigt wurde. Seitdem steht das Kino leer, soll aber als soziokulturelles Zentrum mit Programmkino reaktiviert werden. Zu DDR-Zeiten waren die Wände mit Stoff bespannt. Dahinter haben die Bauarbeiter nun schöne Stuckelemente entdeckt, die aufgearbeitet werden sollen.

200 Plätze bot der Saal einst, künftig sollen es 90 sein. Früher kostete der Eintritt drei Mark, ermäßigt für Kinder sogar nur eine Mark - wie ein altes Schild an der Kasse verrät. Den aus Westfalen stammenden Minister Beermann erstaunen diese niedrigen, vom Staat damals massiv gestützten Eintrittspreise. Das Engagement der Stadt Beelitz beeindruckt ihn. »Dass der Ort heute so dasteht und wunderschön ist, das hat viel Kraft und Überzeugungsarbeit gebraucht, aber es hat sich gelohnt«, lobt er später bei einem Picknick auf dem Laga-Areal, bei dem er seine Eindrücke zusammenfasst.

Die Stadt erwarb das Kino bei einer Zwangsversteigerung. Die Stadtverordneten seien skeptisch gewesen wegen der Kosten, berichtet der Bürgermeister. Doch er habe sie für die Idee gewinnen können. So ähnlich lief es bei einigen Häusern in der Altstadt, für die sich kein Investor interessierte. Das kleine Ackerbürgerhaus an der Poststraße 19 hätte wenn überhaupt nur an jemanden verkauft werden können, der dort wohnen möchte. Die Einkaufsstraße hat aber schon genug Geschäfte verloren und soll so belebt bleiben wie möglich. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert ist jetzt eingerüstet und soll nach seiner Sanierung als Museum mit Ausstellungen und Kreativwerkstätten genutzt werden. Ein ähnlicher Ansatz bei der Poststraße 29. Auch hier hat der Bürgermeister den Schlüssel dabei und zeigt stolz das bereits fertig sanierte, aber noch nicht bezogene Haus. Im Erdgeschoss werde sich ein Goldschmied einrichten, in den Etagen darüber wird die Stadt Wohnungen vermieten. Die zwei Wohnungen sind mit Holzdielen und teils sichtbarer Fachwerkstruktur sehr schön geworden.

Eine Gartenschau soll der ausrichtenden Kommune immer einen Entwicklungsschub bringen. Es ist aber ungewöhnlich, dass sie so im Zentrum liegt wie in Beelitz. Vorhandene Kleingärten sind in die Blumenschau integriert. Die schon erwähnte Wassermühle dient während der Gartenschau als Kunsthof und Galerie und soll später als Mühlenmuseum und Stadtbibliothek dienen.

Obwohl sich die Laga an die Altstadt anschmiegt, verfügt sie über einen großen Parkplatz. Bürgermeister Knuth betont aber, dass man sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat: 25 Prozent der erwarteten bis zu 450 000 Gäste sollen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Bei früheren Gartenschauen sind es nur zwölf Prozent gewesen. In Beelitz werden auf den Eintritt extra drei Euro Rabatt gewährt, wenn man seinen Fahrschein vorzeigt. Von den Bahnhöfen Beelitz-Heilstätten und Beelitz Stadt verkehrt ein kostenloser Busshuttle.

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