- Berlin
- Weiterbau der A100
Pläne zur A100 bedrohen linken Technoclub
Geht es nach dem Bundesverkehrsminister, müsste das »About Blank« in Friedrichshain einer Abstellfläche für Baufahrzeuge weichen
Tausende Clubgänger*innen feierten am Wochenende den Geburtstag des »About Blank«. Ob es nun der 12. oder 13. Geburtstag ist, da ist sich nicht einmal das Kollektiv des linken Technoclubs am Ostkreuz in Friedrichshain einig. Vielleicht hat man auch etwas den Überblick verloren: In den vergangenen zwei Jahren fiel die sich für gewöhnlich über drei Tage und Nächte hinziehende Feier pandemiebedingt aus. »Das Schöne ist, dass gar nicht so viel anders ist. Wir knüpfen an das Bewährte an«, sagt Eli vom Clubkollektiv zu »nd«.
Bewährt scheint dabei auch ein anderer Punkt – die wieder einmal wacklige Bleibeperspektive für den Club am Markgrafendamm. Dafür hatte Anfang April das FDP-geführten Bundesverkehrsministerium mit der Nachricht gesorgt, die Planung für den Weiterbau der Autobahn A100 über den Treptower Park Richtung Friedrichshain, Lichtenberg und Prenzlauer Berg ausgeschrieben zu haben. Der »verkehrspolitische Dinosaurier« aus Beton würde den kompletten Kiez zerstören, und das »About Blank« gleich mit, sagt Eli: »Ginge es nach den Leuten, die die Autobahn bauen wollen, wären wir hier dann eine Abstellfläche für Baufahrzeuge. Wir müssten also weg.«
In der rot-grün-roten Koalition ist man sich im Fall des A100-Weiterbaus tatsächlich mal einig in der Ablehnung. »Das ist Stadtplanung aus den 50er Jahren und hieße Zerstörung von gewachsenen Stadtstrukturen«, sagt etwa der clubpolitische Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Niklas Schenker. »Die Autobahn würde die Kieze im Umfeld mit massiv viel Lärm, Abgas und Dreck fluten und die Lebensqualität in Friedrichshain deutlich reduzieren«, sagt Julian Schwarze von der Grünen-Fraktion, ebenfalls Sprecher für Clubkultur und direkt gewählter Abgeordneter für Friedrichshain.
Auch im Bezirksamt von Friedrichshain-Kreuzberg fällt die Ablehnung, wenig überraschend, harsch aus. »In Zeiten der Klimakrise neue Autobahnabschnitte bauen zu wollen, ist absoluter Wahnsinn«, sagt Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann. »Ich fordere den Bund auf, den Autobahnwahnsinn durch unseren Bezirk zu stoppen«, so die Grünen-Politikerin. Und: »Friedrichshain-Kreuzberg wird alle vorhandenen Möglichkeiten nutzen, um diese Autobahn zu verhindern.«
Im Kollektiv des »About Blank« ist die Stimmung nach dem ersten Schreck kämpferisch. »Für uns ist das ausgemacht, dass diese Autobahn hier nicht herkommt, dass wir hier bleiben und dieser Kiez, wie er noch in den Resten da ist, muss man ja leider sagen, auch erhalten bleiben soll«, sagt Eli. Für die Menschen vom »About Blank« gehe es nicht nur darum, »dass der Club an diesem Ort bleiben soll, sondern auch, in was für einer Nachbarschaft wir leben«.
Auch Bezirksbürgermeisterin Herrmann betont die »bunte Mischung mit sozialen Projekten, kulturellen oder nicht-kommerziellen Angeboten, Kleingewerbe, Kitas und Schulen, von denen unsere Kieze leben«. Man sehe, wie immer mehr Kulturangebote und kleine Läden verdrängt werden, weil sie sich die explodierenden Mietpreise nicht leisten können. »Umso wichtiger ist es, dass wir die verbleibenden alternativen Kulturareale erhalten und schützen«, sagt Herrmann.
Das »About Blank« ist Unsicherheit leider schon gewohnt. Der Club in einem ehemaligen Kindergarten am Markgrafendamm plante insbesondere in der Anfangszeit nur von Jahr zu Jahr. »In der Zeit hat sich bei uns auch viel verändert. Wir sind gewachsen, wir haben Strukturen etabliert, wir haben eine Genossenschaft gegründet und sind mittlerweile auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt«, sagt Eli. »Wir wollen das, was wir erschaffen haben mit allen, auch erhalten.«
Dass das Milliardenprojekt tatsächlich gebaut wird, gilt zwar als unwahrscheinlich. Für die Zukunft des Clubs hat jedoch bereits ein mögliches Planfeststellungsverfahren für den 17. Bauabschnitt der A100 Folgen. »Der Mietvertrag läuft fest bis Ende 2025, zuzüglich zwei Optionen auf Verlängerung von jeweils zwei Jahren«, sagt Bürgermeisterin Herrmann, deren Bezirk der Vermieter des Clubareals ist. »Die Fläche ist wegen des Weiterbaus der A100 planungsbefangen, so dass wir nur befristete Mietvertragsverlängerungen eingehen können.« Das heißt für das »About Blank« weiterhin: Schwebezustand.
Grünen-Politiker Schwarze würde das gern ändern und einen dauerhaften Mietvertrag für den Club abschließen. Dazu müssten aber die A100-Pläne endgültig vom Tisch. Dann gäbe es auch eine Perspektive für die Ansiedlung weiterer Projekte, sagt Schwarze. Fest steht für ihn dabei: »Das ›About Blank‹ ist eine der Clubgrößen bei uns im Bezirk und über die Stadt hinaus, und das Kollektiv macht so viel mehr, was über den Clubbetrieb hinaus geht.«
Eli vom Clubkollektiv versucht, die Sache optimistisch zu sehen: »Wenn wir einen privaten Eigentümer hätten, wären wir wahrscheinlich schon lange weg.«
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