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Protagonist für einen Tag

Borussia Dortmund empfängt Dynamo Kiew in einem Benefizspiel für Kriegsopfer

  • Daniel Theweleit, Dortmund
  • Lesedauer: 4 Min.

Alan Aussi durchläuft während dieser Zeiten des Krieges in der Ukraine wahrlich nicht seine beste Lebensphase, aber am Dienstagabend wird ein kleiner Traum für den erst 20-jährigen Fußballprofi in Erfüllung gehen. Aussi wird im Trikot von Borussia Dortmund im Westfalenstadion gegen Dynamo Kiew spielen, an der Seite weltbekannter Stars wie Marco Reus, Erling Haaland oder Jude Bellingham. Zumindest wenn Dortmunds Trainer Marco Rose seine besten Leute für das Benefizspiel nominiert, mit dem sein Klub Geld einnehmen möchte, um den vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine zu helfen. Bis zum vorigen Sommer spielte Aussi für Nachwuchsteams von Dynamo, wurde dann aber an NK Veres Rivne ausgeliehen, um dort Spielpraxis zu sammeln. Als der Krieg ausbrach, flüchtete er und fand Unterschlupf beim BVB. »Ich hatte einfach viel Glück«, sagt Aussi und erzählt von zwei seiner besten Freunde, die »an der Frontlinie« sind und für die »jeder Tag der letzte sein kann.«

Aussi hingegen ist in Sicherheit, »ich versuche auf meine Art zu helfen«, sagt er. Zum Beispiel als Hauptfigur im Benefizspiel gegen den Klub, in dem er ausgebildet wurde. Im Alltag hält er sich derzeit bei der U23 von Borussia Dortmund fit, durfte aber auch schon einzelne Übungseinheiten beim Bundesligateam absolvieren und profitiert von dem vielseitigen Engagement des BVB für vom Krieg betroffene Menschen. Der Erlös der Partie gegen Dynamo Kiew, die an diesem Dienstagabend um 18 Uhr angepfiffen und auch live im ZDF übertragen wird, soll verschiedenen Projekten zukommen, die sich für die Menschen in der Ukraine engagieren. »Nichts ist zurzeit wichtiger, als gemeinsam für den Frieden einzustehen und den Ukrainern in Zeiten dieser humanitären Katastrophe zu helfen«, sagt auch Dortmunds Trainer Marco Rose.

Allerdings hat die Hilfe hat auch einen sportlichen Hintergrund. Die Mannschaft von Dynamo Kiew, der etliche ukrainische Nationalspieler angehören, befindet sich seit Kriegsausbruch in einer Art Dauertrainingslager in Bukarest und bestreitet - ähnlich wie Schachtjor Donezk - derzeit mehrere solcher Benefizspiele. Dabei geht es nicht zuletzt darum, die Fußballer auf die Anfang Juni bevorstehenden Playoff-Partien der unkrainischen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation vorzubereiten. »Großartig von den Dortmundern. Sie waren die ersten, die sofort und verbindlich zugesagt haben«, sagt Kiews Trainer Mircea Lucescu. Die Teilnahme am Weltturnier in Katar würde der Nation viel bedeuten, auch deshalb hat Rose nicht gezögert, als er mit der Frage konfrontiert wurde, ob er und seine Mannschaft zu so einem Spiel bereit seien. »Weil wir alle mitfühlen, weil wir alle schwer geschockt sind, weil wir vielleicht auch Dinge verstehen wollen. Leute von dort kennenlernen wollen. Mit den Leuten zusammen ein Zeichen setzen möchten«, sagt er. Wobei dieses Spiel nur den vorläufigen Höhepunkt des Dortmunder Engagements darstellt.

Gleich zu Beginn des Krieges hat der BVB gemeinsam mit seiner Fan- und Förderabteilung, dem Fanprojekt Dortmund e.V., dem Fanzine »schwatzgelb.de« und dem Bündnis Südtribüne Dortmund eine groß angelegte Spendenkampagne für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine initiiert. »Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Aber es gibt Dinge, die so viel wichtiger sind. Frieden, Gesundheit, Heimat und Bildung. Mitten in Europa ist all dies nun keine Selbstverständlichkeit mehr. Das schmerzt sehr«, sagt Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Gemeinsam mit der der Hilfsorganisation Libereco wurden im März 160 Tonnen Hilfsgüter gesammelt und in die Kriegsgebiete gebracht. Unter anderem sind mit Geldspenden in sechsstelliger Höhe medizinische Hilfsmittel erworben worden.

Das Benefizspiel, für das am Montagmittag bereits mehr als 25 000 Karten verkauft worden waren, soll noch einmal mehr bewirken, und das ist auch nötig, sagt der junge Profi Alan Aussi, der täglich schreckliche Nachrichten von seinen Freunden und Bekannten aus dem Krieg hört. »Viele Leute haben Bombenangriffe erlebt, sie haben keine Wohnungen mehr und nichts zu essen«, sagt er. Dass es ihm selbst so viel besser gehe, findet er »wirklich schwierig«. Aber mit diesem Spiel kann er zumindest einen kleinen Hilfsbeitrag leisten.

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