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Wenn der Vater mit dem Sohne

Berlins Eishockeyroutinier Frank Hördler will seinen neunten Meistertitel und danach am liebsten mit seinem Sohn auflaufen

m Sport hat sich ein Modewort durchgesetzt: das Momentum, das zumeist schlicht und einfach Vorteil bedeutet. Auch der Eisbären-Cheftrainer Serge Aubin bemühte das Modewort, als er nach der 3:4-Heimniederlage im ersten Finalmatch davon sprach, dass »das Momentum nun auf der Seite der Münchner ist und es sehr schwer wird, es wieder zurückzuholen«. Doch genau das gelang dem Titelverteidiger am Sonntag auf dem Münchner Eis mit dem 3:2-Sieg nach zweimaliger Verlängerung. Und das Momentum bleibt nach dem 2:1 (1:1, 1:0, 0:0) vom Montagabend auch bei den Berlinern, die nach nur einem spielfreien Tag am Mittwochabend zum Champion aufsteigen können. Sollte München zu Hause zum 2:2-Siegstand ausgleichen, würden die Eisbären im Alles-oder-nichts-Spiel am Donnerstag erneut Heimvorteil genießen. Doch es ist daran zu erinnern, dass schon in der Hauptrunde keiner der beiden Finalisten zu einem Vorteil gelangte. Jeder kam zu zwei Siegen: die Eisbären mit 2:1 und 3:1, die Red Bulls mit 4:1 und 3:2 nach Verlängerung.

Nach dem Marathon im zweitlängsten Playoff-Spiel der DEL-Geschichte über 84 Minuten am Sonntag überzeugten die Berliner einen Tag später vor allem durch eine starke Defensivleistung. »Wir haben gut gestanden, und alle haben sehr hart gearbeitet«, freute sich Kapitän Frank Hördler und lobte: »Wir haben das Richtige zur richtigen Zeit gemacht.« Dennoch spricht er von einer »nach wie vor engen Kiste«. Allerdings dürften die Eisbären viel Selbstvertrauen getankt haben angesichts ihrer Playoff-Bilanz mit drei Siegen in vier Spielen innerhalb von fünf Tagen mit dem 3:0 im fünften Halbfinalspiel gegen Mannheim.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Der zuverlässige Verteidiger Frank Hördler, der in der zweiten Saison die Kapitänsbinde trägt, ist auf bestem Wege, seinen kaum zu überbietenden Rekord in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) weiter auszubauen. Schon jetzt steht er mit acht Meistertiteln, die er seit 2005 mit den Eisbären errungen hat, einsam an der Spitze. Ein neunter Triumph mit über 37 Jahren - das wäre für ihn »ein großes Ding«, wie er sagt.

Aber noch immer nicht genug für den Vater von zwei eishockeybegeisterten Söhnen und einer vierjährigen Tochter. Denn der gebürtige Sachse, der schon die 18. Saison bei den Eisbären spielt und für den das 1000. DEL-Spiel in Reichweite ist, hat einen Traum: »Ich möchte unbedingt meine Karriere bei den Eisbären fortsetzen, weil ich mir den Traum erfüllen möchte, in der nächsten Saison in der DEL mit meinem ältesten Sohn Eric im Trikot der Eisbären gemeinsam auf dem Eis zu stehen. Das wäre natürlich das Highlight in meiner Karriere. Ich werde mit dann 38 Jahren hart dafür arbeiten. Für einen Vater, und ich glaube, auch für meinen Sohn, wäre der gemeinsame Auftritt etwas ganz Besonderes. Ich hatte selbst ein solches Erlebnis mit meinem Vater und weiß, wie sich das anfühlt.«

Frank Hördler begann als junger Spieler mit 16 Jahren in der Oberliga beim ERC Selb in Bayern; seine Teamkollegen waren damals sein Vater, der Nationalspieler Jochen Hördler und Franks Bruder David Hördler. Gibt es 2023 eine Fortsetzung der Hördler-Mehrgenerationenteams? Die Signale der Eisbären-Vereinsführung hinsichtlich der weiteren Laufbahn von »Mister Eisbär« sind positiv, so dass er selbst sagt: »Ich glaube nicht, dass man zu mir sagt, dass es jetzt vorbei ist.« Tatsächlich hat Sportdirektor Stéphane Richer schon vor längerer Zeit signalisiert, man werde Hördler ein Vertragsangebot für die nächste Saison unterbreiten. »Frank ist immer noch einer unserer besten Verteidiger, und er kann selbst entscheiden, ob er noch eine Saison dranhängt. Er ist das Gesicht der Eisbären, er ist eine Legende.«

Dass der Traum von einer Saison von Vater und Sohn realistisch ist, bestätigt auch die sportliche Entwicklung des 18-jährigen Sohnes Eric Hördler, der bei den Eisbären Juniors in der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) spielt. Er gesteht: »Mit meinem Papa zusammen aufzulaufen, das wäre das Größte für mich.« Aber das ist Zukunft. Für Papa Frank, der mit dem deutschen Olympiateam bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang die Silbermedaille gewann, steht jetzt erst mal der neunte Meistertitel obenan. Und davon ist er nur noch einen Schritt entfernt.

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