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Spatenstich auf Betonplatte
Berlins Kultursenator eröffnet symbolisch die Bauarbeiten für ein temporäres Zusatzgebäude der Amerika-Gedenkbibliothek
Die Fläche für das sogenannte Entlastungsgebäude der Amerika-Gedenkbibliothek an der Kreuzberger Blücherstraße ist bereits fertigbetoniert. 80 Meter lang, 13 Meter breit, darauf ein gut gelaunter Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Das mute jetzt vielleicht »etwas surreal« an, sich mit einem Spaten hinzustellen, um eine Baumaßnahme zu eröffnen, die eigentlich schon seit Ende vergangenen Jahres läuft, sagt Lederer am Mittwoch beim – nun ja – dann eben nur symbolischen Spatenstich für den verhältnismäßig kleinen Zweckbau im Schatten der großen Schwester.
Das einstöckige Gebäude soll »ein Bürger*innenforum par excellence« werden, sagt Volker Heller, Generaldirektor der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB), zu der auch die Amerika-Gedenkbibliothek gehört. Der Plan: Ein Haus ohne Bücherregale, dafür mit Gruppenarbeits- und Veranstaltungsräumen sowie Medienlaboren, das der »total überlasteten Lieblingsbibliothek der Berliner*innen« wenigstens etwas Luft verschafft.
Ein Name für den Fünf-Millionen-Euro-Bau wird noch gesucht, dafür steht ein durchaus ambitionierter Zeitplan. »Wir setzen alles daran, dass dieses Gebäude bis zum Ende des Jahres übergeben werden kann«, sagt Sven Lemiss, Geschäftsführer der landeseigenen BIM Berliner Immobilienmanagement, die für die Baumaßnahme verantwortlich ist. Lemiss betont, dass er den Pseudo-Spatenstich »mit einem lachenden und einem weinenden Auge« begehe. Lachend, weil nun gebaut wird. Weinend, »weil es überhaupt notwendig ist, dieses Gebäude zu errichten, weil der eigentliche Neubau auf sich warten lässt«.
Der »eigentliche Neubau« mit einer geplanten Nutzfläche von fast 40 000 Quadratmetern soll die drei Standorte der ZLB in Mitte, Kreuzberg und am Westhafen zusammenfassen – und er beschäftigt die Hauptstadt nun bereits seit über einem Jahrzehnt. 2011 hatte der seinerzeitige rot-schwarze Senat unter dem Regierenden Klaus Wowereit (SPD) den Rand des Tempelhofer Feldes als Ort für die neue Mammutbibliothek favorisiert. Die Träume zerplatzen im Mai 2014 mit dem Volksentscheid, der eine Bebauung des ehemaligen Flugfelds erfolgreich verhinderte. Wowereits Nachfolger Michael Müller (SPD) schob das Vorhaben schließlich auf die lange Bank. Immerhin einigte man sich 2018 auf einen neuen Standort: das Areal direkt neben der Amerika-Gedenkbibliothek. Noch mal zwei Jahre später folgte schließlich ein Dialogverfahren für die städtebauliche Machbarkeitsstudie, an deren Ende drei Varianten für den Neubau standen.
Seither ist es still geworden um das Großprojekt. Der angekündigte Architekturwettbewerb ist bis heute nicht angeleiert worden. Auch der zuletzt anvisierte Baustart im Jahr 2026 ist nicht unbedingt gesichert. Zumindest wenn man dem rot-grün-roten Koalitionsvertrag folgt, in dem davon die Rede ist, dass 2026 gerade mal »die Planung des Neubaus beginnen« soll. Ein redaktioneller Fehler in der Druckfassung des Vertrags, stellte Lederer später klar. Die Planungen würden selbstverständlich fortgesetzt.
ZLB-Direktor Volker Heller macht beim symbolischen Spatenstich am Mittwoch dann auch noch mal deutlich, dass es nicht am Kultursenator liege, dass man mit den Neubauplänen nicht wirklich vorankomme: »Während die Senatsverwaltung für Kultur sich stark für das Projekt einsetzt, ist bei anderen Beteiligten das Verständnis für die Dringlichkeit des Projektes noch entwicklungsfähig«, sagt Heller – ohne die Namen etwaiger Blockierer zu nennen.
Das genannte Datum 2026 für einen Planungsstart sei »nicht akzeptabel«, sagt Regina Kittler, die Berliner Landeschefin des Deutschen Bibliotheksverbands, zu »nd«. Es sei ärgerlich genug, dass es bis heute keinen Architekturwettbewerb gegeben hat. Da müsse jetzt mal ein bisschen Tempo in das Projekt kommen, sagt Kittler: »Der Architekturwettbewerb muss noch in diesem Jahr kommen. Ansonsten mache ich so richtig Rabatz.« Wer die ehemalige bildungspolitische Sprecherin der Berliner Linksfraktion aus ihrer Zeit im Abgeordnetenhaus kennt, weiß, dass diese Drohung ernstzunehmen ist.
Druck ist freilich nötig. Denn die Nutzungszeit des neuen Ersatzgebäudes ist lediglich auf fünf Jahre angelegt. Danach soll das »Haus ohne Namen« wieder weichen.
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