Günther kann zocken

Robert D. Meyer über Jamaika-Sondierungen in Schleswig-Holstein

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit einem deutlichen CDU-Wahlsieg im Rücken kann es sich Daniel Günther leisten, Grüne und FDP an einen gemeinsamen Verhandlungstisch zu drängen. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident drückt es natürlich höflicher aus. Er lädt zum gemeinsamen Gespräch ein und spricht von einer »guten Grundlage« für Jamaika-Verhandlungen.

Politisch kurzfristig hätte Günther diese Vehemenz, mit der er um die Fortsetzung der Dreierkoalition kämpft, nicht nötig – ein Bündnispartner würde ihm zur Regierungsmehrheit reichen. Doch der CDU-Politiker denkt strategisch weiter. Gelingt Jamaika, gilt er als Architekt eines Bündnisses, was eines Tages womöglich auch Vorlage für den Bund sein könnte. Nicht unter einem Machtmensch wie Parteichef Friedrich Merz, vielleicht aber eines Tages unter einem CDU-Kanzlerkandidaten, der selbst dann Kompromissbereitschaft zeigt, wenn es nicht einmal dringend nötig wäre.

Scheitert Jamaika im hohen Norden, bliebe Günther ein Sieger. Er kann sagen: Ich wollte mein Wahlversprechen halten. Mit einer politischen Hypothek in der Opposition landen dann entweder die FDP oder die Grünen.

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