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Schulen mit und ohne Rassismus
Landestreffen von Schülern und Lehrern im Plenarsaal des Landtags
Unter dem Motto »Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage« versammelten sich 130 Schüler und Lehrer aus 35 brandenburgischen Schulen im Landtag. Vertreten waren unter anderen das Jahn-Gymnasium Forst, das Geschwister-Scholl-Gymnasium Fürstenwalde, das Runge-Gymnasium Oranienburg, die Diesterweg-Oberschule Hennigsdorf und die Immanuel-Kant-Gesamtschule Falkensee.
In diesem Rahmen wies Andreas Pöge vom Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung der Universität Potsdam darauf hin, dass auch Jugendliche für Ideen empfänglich sind, die als »Verschwörungstheorien« eingestuft werden. Nach den Erlebnissen des ersten Lockdowns vor zwei Jahren bestritten 18 Prozent der Befragten, dass es ein Coronavirus überhaupt gibt und mehr als ein Drittel vermutete hinter dem Auftreten des Erregers eine wie auch immer geartete Absicht. Über die Hälfte meinte, dass die Corona-Maßnahmen der Politik nicht im Interesse der Bürger seien.
Der Initiative »Schule ohne Rassismus« haben sich 98 Schulen im Bundesland angeschlossen. Man sei gewiss, dass nach den Sommerferien die Hundert voll sind, sagte Andrea Rauch von den Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA), nachdem die Töne des Liedes »It’s a wonderful world« verklungen waren. Die verhinderte Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) ließ sich von der CDU-Abgeordneten Kristy Augustin vertreten. Augustin schwärmte davon, dass am Vortag, dem Internationalen Kindertag, die Kinder als Gäste des Parlaments »die Macht übernommen« hätten, und lobte deren Unvoreingenommenheit als perfekte Grundlage für eine Schule ohne Rassismus und ohne Mobbing. Deutschlandweit gehören 3600 Schulen dem Netzwerk gegen Rassismus an. Rund zwei Millionen Schüler und Lehrer haben sich damit verpflichtet, bei rassistischen Entgleisungen nicht wegzuschauen, sondern dagegen einzuschreiten.
RAA-Leiter Alfred Roos stellte klar, auch in »Schulen ohne Rassismus« gebe es Fälle von Rassismus. Vor einem halben Jahr hätte er an dieser Stelle von Corona und den Folgen gesprochen, sagte Ross. Nun müsse er vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sprechen. Aber auch von einer »wunderbaren« Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen. Für wie lange, »das wissen wir nicht«. Gymnasiastinnen aus Angermünde schilderten ihre Vorstellung von Zivilcourage: Sie sei »manchmal ganz schön anstrengend«, aber Voraussetzung dafür, »dass eine Gesellschaft funktioniert«.
Im laufenden Jahr wird eine neue Jugendstudie erarbeitet, die auch das Verhältnis junger Brandenburger zu rechten und ausländerfeindlichen Positionen untersucht, informierte Wissenschaftler Pöge. Solche Untersuchungen, die auf Selbstauskünften von Minderjährigen beruhen, gebe es seit 1991. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit als die größten inneren Bedrohungen eingestuft. Pöge informierte, dass der Begriff Fremden- oder Ausländerfeindlichkeit überholt sei und man treffender von »gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« sprechen müsste, doch dieser »sperrige Begriff« habe sich noch nicht durchgesetzt.
Fremdenfeindliche Tendenzen waren in Brandenburgs Jugend in der ersten Hälfte der 90er Jahre noch sehr ausgeprägt. 42 Prozent der Befragten stimmten seinerzeit der Parole »Ausländer raus« zu, 38 Prozent machten Ausländer für die damalige Massenarbeitslosigkeit verantwortlich, und 27 Prozent pflichteten der These bei, ein Führer müsse für Gerechtigkeit sorgen. Seither sind diese Werte rückläufig, wenn auch nicht durchgängig. Rassistische Äußerungen und Handlungen lehnte bei der jüngsten Untersuchung im Jahr 2017 über die Hälfte der Befragten ab. Es waren aber schon einmal zwei Drittel.
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