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Obdachlosenzählung fällt aus

Mangels freiwilliger Helfer wird die geplante Erhebung verschoben

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.
Imago Images
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»Zeit der Solidarität« hatte man das Projekt Obdachlosenzählung in der Hauptstadt in Anlehnung an die erste Erhebung im Januar 2020, die »Nacht der Solidarität«, genannt. Am 22. Juni sollte die zweite berlinweite Erfassung von obdachlosen Menschen stattfinden. Der Termin war bewusst in den Sommer gelegt worden, da es den Verantwortlichen nicht nur um eine quantitative Erhebung gegangen sei, sondern auch darum, auf die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlichen Bedürfnisse und Probleme obdachloser Menschen aufmerksam zu machen.

Am Donnerstag hat der Verband für sozial-kulturelle Arbeit (VskA), der Fachverband der Nachbarschaftsarbeit, allerdings entschieden, die geplante Erhebung dann doch in den Winter, konkret: den Januar kommenden Jahres, zu verschieben. Der Grund: Es haben sich zu wenige freiwillige Zähler*innen für die angesetzte Aktion angemeldet.

Bis zum Donnerstag hatten sich demnach knapp 1200 Menschen bereit erklärt, an der geplanten Erhebung teilzunehmen, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung. Alle Projektpartner, darunter die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und die Freiwilligen Agentur Marzahn-Hellersdorf, seien »dankbar für die Vielzahl an engagierten Berliner*innen«, teilen die Verantwortlichen mit.

Doch es hätte mindestens 2400 angemeldete Freiwillige gebraucht, »um dem Sinn und Zweck einer Erhebung gerecht zu werden und eine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen der ersten Erhebung im Januar 2020 gewährleisten zu können«.

Man habe zwar auch in Betracht gezogen, die Erhebung mit weniger Freiwilligen durchzuführen und die Methodik zu ändern, »also nur in einem kleineren Radius von Berlin die Erhebung durchzuführen«. Doch das, so heißt es weiter, sei nicht sinnvoll: »Die Ergebnisse beider Erhebungen wären nicht vergleichbar gewesen.« Daher habe man die Durchführung mit weniger als 2400 Freiwilligen ausgeschlossen.

Für den geringen Rücklauf an Anmeldungen gebe es im Übrigen gute Gründe: »Seit mehreren Monaten konzentrieren sich freiwillig Engagierte in besonderer Weise auf die Hilfe und Unterstützung der in Folge des Ukraine-Kriegs geflüchteten Menschen«, weiß man bei dem Verband. »Tag und Nacht« seien tausende Freiwillige im Einsatz, etwa am Hauptbahnhof, am Zentralen Omnibusbahnhof und am Südkreuz. Viele Berliner*innen hätten Geflüchtete bei sich aufgenommen »oder begleiten sie bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen, um ihnen das Ankommen in Berlin zu erleichtern«. Diese besondere Herausforderung fordere derzeit »in nicht vorhersehbarer Weise das Potenzial von engagierten Menschen«.

Auch wenn die Zählung nun nicht stattfinden wird: Veranstaltungen und Aktionen zum Thema Obdachlosigkeit soll es über den Sommer hinweg trotzdem geben. So organisiert der VskA unter anderem die »Zeit für Gespräche«: »Dezentrale, niedrigschwellige und partizipative Veranstaltungen, zu denen obdachlose Menschen und die bislang angemeldeten Freiwilligen eingeladen sind.« Ziel sei es, »obdachlosen Menschen Raum für ihre Bedarfe, Meinungen und Wünsche zu geben, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und zuzuhören«.

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und die Freiwilligen Agentur Marzahn-Hellersdorf erklärten, man respektiere die Entscheidung des Fachverbands VskA. Obdachlosenverbände hatten die Zählung kritisiert und zeigten sich zufrieden angesichts der Absage. Die rot-grün-rote Berliner Regierungskoalition hat es sich zum Ziel gesetzt, Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 zu überwinden.

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