Sabotage an der Sabotage

Julia Trippo über die Sprengung von Pipelines

  • Julia Trippo
  • Lesedauer: 2 Min.

In Zeiten, in denen das EU-Parlament ernsthaft darüber abstimmt, ob Atomkraft und Gas nachhaltige Investitionen sind (natürlich nicht), muss man sich fragen, ob den führenden Politiker*innen in irgendeiner Form klar ist, wie knietief wir kollektiv im Klimanotstand stecken. Wenig polarisiert so sehr wie die Debatte über nötige Mittel, um da wieder rauszukommen. Exemplarisch dafür steht die sonst nicht unbedingt für ihre Militanz bekannte Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die auf einem Demokratie-Gipfel kürzlich darüber witzelte, sie plane, eine Pipeline zu sprengen. Ein Aufschrei kam von den üblichen bekannten Hobbylosen auf Twitter. Neubauer selbst verwies darauf, dass ihr Wortlaut zu der geplanten Ostafrikanischen Rohöl-Pipeline an einen Buchtitel angelehnt sei. Sie wolle, dass der Bau abgeblasen wird.

Dass Menschen Sachbeschädigung und Sabotage an Industrieanlagen als unnötige Gewalt empfinden, ist nicht verwunderlich. Es überrascht jedoch, wenn dann die jahrzehntelange Nichtauseinandersetzung der Gesellschaft mit der Klimakrise und unterlassene Hilfeleistung von Politiker*innen nicht genauso als Gewalt empfunden wird. Lange ist bekannt, dass wegen politischem Nichthandelns der Planet verbrennt und verdurstet. Besagtes Nichthandeln ist in den meisten Fällen legal und politisch (selbst)legitimiert. Dass Klimaschützer*innen und die jüngere Generation, die das ausbaden werden müssen, immer mehr daran verzweifeln und auch deshalb zu vermeintlich radikalerem Gedankengut greifen, liegt auf der Hand.

Eine gute Sache birgt die unnötige Diskussion, ob das Neubauers Äußerung »Klima-Terrorismus« ist, allerdings: Alle berichten nun über diese Pipeline.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!