Burschenschaftler, Nazis und der RCDS

Rechte an den Unis zunehmend mit mehr Einfluss / Linke Strukturen zerschlagen

  • Christian Klemm
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Konservative Politik findet an deutschen Hochschulen immer mehr Zuspruch. Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist an der Zerschlagung linker Strukturen und Projekte wesentlich beteiligt. Seine Klientel sind Konservative, Burschenschaftler und Deutschnationale gleichermaßen.

Seit langem versuchen rechts-konservative Hochschulgruppen, linke Strukturen an den deutschen Hochschulen zu unterbinden. Der 1951 gegründete RCDS ist der Studentenverband der CDU und ein Akteur konservativer Hochschulpolitik. Er besteht nach eigenen Angaben aus mehr als einhundert voneinander unabhängigen Gruppen mit etwa 8000 Mitgliedern, von denen ungefähr 20 in den Allgemeinen Studierendenschulvertretungen und Sprecherräten vertreten sind. Ihre bildungspolitischen Positionen decken sich vollständig mit der christdemokratischen Bundespolitik. Sie befürworten Studiengebühren ebenso wie eine Leistungsorientierung in Forschung und Lehre, eine Internationalisierung der einzelnen Studiengänge und den Ausbau profitabler Bildungsbereiche wie die Wirtschafts- und Volkswirtschaften. Der RCDS hat Konservative wie auch Verbindungsstudenten als Mitglieder. Ebenso sind neofaschistische und deutschnationale Burschenschaftler im Studentenverband der CDU organisiert. An der Technischen Hochschule (TU) Berlin vertraten der RCDS und die »Unabhängigen Listen« ab Oktober letzten Jahres die Mehrheit im Studierendenparlament (StuPa). Das StuPa verfolgte mit seinem Kurs die Abschaffung des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA), die Einführung von Studiengebühren, die Streichung von Darlehen für weniger wohlhabende Studenten, die Aufgabe studentischer Beratungsdienste sowie die Abschaffung des Semestertickets. Besonderes Aufsehen erregte in den letzten Wochen der Verkauf der AStA-eigenen Druckerei (ND berichtete). Kurz vor seiner Abwahl Ende Juni landete der RCDS-AStA damit seinen letzten Coup. Dieser wird von einem Großteil der Studierenden als ein Angriff auf die studentische Selbstverwaltung gewertet und provozierte vielfältige Protestaktionen. Ein Autonomieverlust wurde ebenso wie eine weitere Depolitisierung der Studierenden befürchtet. Seit Jahren schon ist die Partizipation der Studenten an der Hochschulpolitik gering. Ein Indiz dafür ist die StuPa-Wahl von 2006, an der nur etwa sieben Prozent aller Stimmberechtigten teilnahmen. In Gießen dagegen führte eine direkte Linie vom RCDS zu den Neofaschisten. Im November letzten Jahres sorgte die Mitgliedschaft von Matthias Müller im Hochschulverband bundesweit für Empörung. Müller, bis Ende 2006 stellvertretender Vorsitzende des RCDS-Gießen, ist Sprecher der »Burschenschaft Dresdensia-Rugia«, der mehrfach Verbindungen zur NPD vorgeworfen worden. Er betätigt sich ebenfalls als Autor der Jungen Freiheit (JF), dem Mitteilungsorgan der Salon-Faschisten. Auch in NPD-Kreisen ist Müller kein unbeschriebenes Blatt, marschierte er doch mehrfach auf Demonstrationen der Partei mit. Gegenüber dem ZDF-Magazin Frontal 21 meinte er: »Skinheads sind nicht unnatürlich, das sind ganz normale Jugendliche, die sich zu ihrem Volk und ihrer Nation bekennen.« In Frankfurt (Main) zerbrach kürzlich die Koalition zwischen der Grünen Hochschulgruppe und der Fachbereichsgruppe »Giraffen«. Die »Giraffen« sind ursprünglich eine Gruppe von Studenten, die an der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Klausuren- und Hausarbeitsbetreuung anbietet, sich aber auch als eine politische Gruppierung konstituierte. Ihre Klientel findet sich besonders in den Fachbereichen Medizin, Jura und in den Wirtschaftswissenschaften. »Sie vertreten ausdrücklich einen rechtskonservativen Politikansatz und haben Unterstützung bei verschiedenen Studentenverbindungen und Burschenschaften«, sagt Anja Muhr, ehemals AStA-Vorsitzende und Mitglied der Grünen Hochschulgruppe. Von den »Giraffen« führt ein direkter Weg zu der »Alsatia« Turnerschaft, einer Pflicht schlagenden Studentenverbindung. Ihre Ideale geben sie selbst mit Ehre, Vaterland, Freundschaft und Freiheit an. Sie akzeptieren weder Frauen als Mitglieder, noch ist die Mitgliedschaft ausländischer Studierender gern gesehen. »Ein christliches Menschenbild und ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein gilt als Grundvoraussetzung für die Alsatia«, sagte Kai Kretschmar, Mitglied vo...

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