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Afrikas Stimme

Im Gegensatz zu vergangenen Jahren fehlen schwarze Afrikaner im Tourfeld. Ein Pionier will sich damit nicht abfinden

  • Tom Mustroph, Carcassonne
  • Lesedauer: 3 Min.
Adrien Niyonshuti (l.) fuhr viele Jahre lang für das einzige afrikanische World-Tour-Team MTN Qhubeka. Nun will er Afrikas Radsport weiter voranbringen.
Adrien Niyonshuti (l.) fuhr viele Jahre lang für das einzige afrikanische World-Tour-Team MTN Qhubeka. Nun will er Afrikas Radsport weiter voranbringen.

Diversität nimmt ab bei der Tour de France. War im vergangenen Jahr mit Nic Dlamini, einem aus den Townships von Kapstadt stammenden Profi, wenigstens noch ein schwarzer Radsportler aus Afrika bei der Tour unterwegs, ist dieses Jahr kein einziger dabei. 2015 waren es mal zwei, 2016 sogar drei und in den Folgejahren wenigstens noch ein Profi. Nur im ersten Pandemiejahr 2020, als die globalen Reiserestriktionen am krassesten wirkten, fuhr ebenfalls kein schwarzer Afrikaner im Feld des größten Radsportevents der Welt. So ist diese Tour erneut ein Rückschritt im Bemühen der Rundfahrt sowie der Teamsponsoren, nicht nur diverser zu werden, sondern auch die Marketingfühler über alle Kontinente auszustrecken.

Mit dieser Absenz wollte sich Adrien Niyonshuti nicht abfinden. Er ist Pionier des afrikanischen Radsports. Niyonshuti fuhr 2012 als erster schwarzer Afrikaner ein olympisches Mountainbike-Rennen und später World-Tour-Wettbewerbe auf der Straße für den afrikanischen Rennstall MTN Qhubeka. Sein Teamkollege Daniel Teklehaimanot aus Eritrea trug 2015 vier Tage lang das Tourtrikot des besten Bergfahrers. Zu einer eigenen Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt reichte es für Niyonshuti bis zum Karriereende 2018 aber nie. »Es war mein großer Traum als Profi. Schade, dass das nicht geklappt hat«, sagt er heute dem »nd«.

Dieses Jahr war er dennoch dabei und fuhr am selben Tag wie die Profis den Anstieg nach L’Alpe d’Huez hinauf. Er bewältigte ihn sogar auf einem fast dreimal so schweren Rad ohne Gangschaltung. »Schwer war es wie ein E-Bike, nur eben ohne Motor und Schaltung«, sagte er lachend. Mit seinem Qhubeka-Bike, von denen zur Mobilitätsverbesserung schon mehr als 40 000 an afrikanische Kinder verteilt wurden, wollte er auf Afrikas Sport aufmerksam machen – und eben für jene Räder und ihre soziale Bedeutung werben.

Niyonshuti selbst vermittelte einst, dass vor knapp zehn Jahren etwa 600 dieser Gefährte auch nach Ruanda geliefert wurden. »Mein Sohn und mein Neffe erhielten damals eins und fuhren damit zur Schule. Sie haben die Räder noch heute.« Neffe Eric Muhoza ist inzwischen ein guter Radsportler geworden. »Er ist im Nationalteam, nahm zweimal an der Tour of Ruanda teil und hat vor Kurzem sein erstes Rennen in Frankreich gewonnen«, berichtet Niyonshuti stolz. Muhoza wurde in der von Niyonshuti ins Leben gerufenen Radsportakademie ausgebildet. Und der Onkel ist sich sicher, dass schon bald Mitglieder seiner Akademie erfolgreich an der Tour de France teilnehmen werden.

Allerdings sind die Hindernisse, die afrikanische Athleten auf dem Weg zum Profidasein überwinden müssen, noch immer enorm. »Eines der größten Probleme ist es, Visa zu bekommen«, sagt Niyonshuti. »Selbst mit einem Profivertrag kann es geschehen, dass du kein Visum in Europa bekommst. Ich habe so vier Rennen verpasst, darunter die Tour of Britain 2017.«

Wenn die Rad-WM 2025 in Niyonshutis Heimat Ruanda gastiert, sollte das kein Problem sein. Und auch sonst hält er sein Land für gut gerüstet. »Der Kurs wird schwer, die Infrastruktur ist gut, und die Regierung unterstützt die WM«, sagt er. Auf die Sicherheitslage im einst von Bürgerkrieg und Massenmord geplagten Land angesprochen, sagt er, ob der immer gleichen Fragestellung sichtlich genervt: »Ruanda ist ein gutes Land, ein sicheres Land ohne Krieg. Man kann tun, was man will und überall frei herumlaufen. Es ist wie die besseren Länder in Europa!«

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