Raubvögel im Anflug

Die Botschaft, die hinter der Verlegung des wohl besten Kampfjets der westlichen Welt steckt, geht nach Russland und auch an die Aktionäre

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Betrieb der Lockheed Martin F-22 »Raptor« ist extrem teuer. Insgesamt wurden nur 187 dieser »Raubvögel« gebaut. In dieser Woche verlegt die US-Luftwaffe dennoch gleich zwölf dieser Super-Jäger von ihrer Basis in Alaska auf dem Stützpunkt Lakenheath in England und sechs in das zentral-polnischen Łask. Dann unterstehen die Maschinen erstmals dem Kommando der Nato.

Das ist eine klare Botschaft an Russland – ebenso wie an die US-Rüstungsindustrie und deren Aktionäre. Gerade der Luft- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin ist ein Beispiel dafür, wie der Krieg um die Ukraine und das durch globale Spannungen ohnehin anheizte Wettrüsten Profite abwirft. Von der weltweiten Auftragsflut bei Rüstungsgütern profitiert der US-Konzern in vielfacher Weise. Allein für das zweite Quartal wurde ein Umsatz von 15,5 Milliarden Dollar vermeldet.

Vor einigen Wochen machte sich der US-Präsident höchstselbst auf zu einer Lockheed-Fabrik in Alabama, um jenen zu gratulieren, die an den Fließbändern »so tolle Waffen« herstellen, damit man sie den »ukrainischen Helden« übergeben kann. »Sie ermöglichen es dem ukrainischen Volk, sich zu verteidigen, ohne dass wir riskieren müssen, in einen dritten Weltkrieg zu geraten, weil wir amerikanische Soldaten schicken, die gegen russische Soldaten kämpfen«, sagte Biden.

In der Fabrik in Alabama werden Panzerabwehrraketen vom Typ »Javelin« hergestellt, die in der Tat den russischen Angreifern arg zu schaffen machen. Doch die eigentlichen High-Tech-Produkte kommen aus anderen Lockheed-Standorten. Rund 70 Prozent des Konzernumsatzes macht Lockheed derzeit mit der F-35 – obgleich der Kampfjet immer neue Mängel offenbart. Seit 2011 läuft die Serienproduktion. Allein für die US-Streitkräfte wurde ein Bedarf von rund 2500 Stück errechnet. Weitere 16 Staaten gaben Bestellungen ab, drei sind noch in Wartestellung. Somit sind die F-35-Auftragsbücher von Lockheed gut gefüllt. Auf Dauer, denn bislang liegen die Lieferzahlen bei 125 Stück pro Jahr.

Auch die Bundeswehr bestellte solche Jets. Sie sollen ab 2026 vor allem den »Tornado« als Atombombenträger in der so genannten nuklearen Teilhabe ablösen. Am Wochenende wurde bekannt, dass die US-Regierung den Verkauf von 35 Maschinen samt Munition und Zubehör gebilligt hat. Geschätzter Wert: 8,4 Milliarden US-Dollar.

Ein zweites Leben beginnt derzeit für die ebenfalls von Lockheed produzierte F-16-Kampfflugzeuge. Mehrere östliche Nato-Staaten, die – wie die Slowakei oder Bulgarien – ihre Maschinen sowjetischen Bauart an die Ukraine weitergereicht haben, beschaffen nun F-16. Auch wenn die zumeist gebraucht sind, so haben Hersteller, zahlreiche Zulieferer und Dienstleister ihr üppiges Auskommen bei der Überholung und Modernisierung der Maschinen sowie beim Training der Piloten und Techniker.

Auch bei der Erprobung neuer Technologien ist Lockheed weit vorn. Gerade vermeldete die US-Luftwaffe einen erfolgreichen Test mit einer Hyperschallrakete. Damit ziehe man mit den Russen gleich, hieß es. Hersteller der Rakete ist Lockheed Martin. Dessen legendäre Skunk Works Advance Project Division legte dieser Tage zudem neue Konzepte für den vernetzten Luftkrieg der Zukunft vor. Künstliche Intelligenz bestimmt dabei wesentlich das Zusammenwirken von bemannten Kampfflugzeugen, Dohnen und Satelliten.

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Doch nicht nur in der Luft verdient Lockheed Milliarden. Gerade sicherte sich das Unternehmen einen Vertrag im Wert von fast 59 Millionen US-Dollar für die Entwicklung eines sogenannten Terrestrial Layer System. Es bietet Soldaten auf künftigen Schlachtfeldern neue digitale Möglichkeiten zur Aufklärung, elektronischen Kriegsführung sowie bei Cyber-Operationen bis hoch zur Brigadeebene. Daten zur Vervollkommnung dieses streitkräfteübergreifenden Programms werden unter anderem auf den Schlachtfeldern im Donbass gewonnen.

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