Ideologe einer russischen Welt

Der Philosoph Alexander Dugin ist der Kopf der eurasischen Bewegung

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Samstagabend wurde in der Nähe von Moskau die 29-jährige Darja Dugina per Autobombe getötet. Laut dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB soll die Ukraine dahinter stecken. Das eigentliche Ziel soll aber ihr Vater Alexander gewesen sein.

Der 60-jährige Philosoph und Politiker Alexander Dugin gehört zu den russischen Figuren, die im Ausland mehr Aufmerksamkeit erfahren als im eigenen Land. Als Denker mit gewaltigem Einfluss auf den Kreml oder gar »Putins Gehirn« verbreite Dugin seit Jahren im Ausland Angst und Schrecken, heißt es. Allein: Das stimmt nicht.

Dugin ist ein großrussischer Nationalist. Noch zu Sowjetzeiten kam er mit nationalistischen und faschistischen Ideen in Berührung. In den 1990ern schwang sich Dugin in der neuen Partei der Nationalbolschewisten zum Chefideologen auf, wurde anschließend Berater des Duma-Sprechers und Professor an der Moskauer Lomonossow-Universität. Dort wurde er 2014 entlassen, nachdem er dazu aufgerufen hatte, alle umzubringen, die gegen Russen in der Ukraine vorgehen. Bereits 2002 gründete Dugin, der mittlerweile auf vielen Sanktionslisten steht, die Eurasische Partei und griff damit eine Ideologie aus den 1920ern wieder auf. Russland als Land zwischen Europa und Asien stehe den atlantischen Mächten unter US-Führung gegenüber und müsse Europa aus den Händen Amerikas befreien, glaubt Dugin.

Besonderen Anklang finden Dugins Ideen in der russisch-orthodoxen Kirche, die ihn fördert. Und auch beim FSB soll er Freunde haben. Im Kreml war Dugin hingegen noch nicht zu Gast. Dass der Kreis um Präsident Wladimir Putin sich beim Einmarsch in die Ukraine auf dieselben Ideen wie Dugin beruft, sei eher Zeitgeist als der Einfluss des Philosophen, zitiert das Onlinemedium »Meduza« eine Quelle aus der Präsidentenadministration.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -