- Sport
- Biathlon Sommer-WM
Zweikampf ohne Schnee in Ruhpolding
Mitten im Hochsommer startet in der Chiemgau Arena eine Weltmeisterschaft im Biathlon
Am Mittwoch standen die ersten offiziellen Trainingseinheiten an, an diesem Donnerstag beginnen in Ruhpolding dann die Wettkämpfe der Sommer-Weltmeisterschaften im Biathlon. Was hat es mit dieser Veranstaltung in einer der beliebtesten Wintersportarten auf sich? Welche Top-Stars sind in der Chiemgau Arena am Start? Welchen Stellenwert hat die Veranstaltung – auch vor dem Hintergrund, dass es ab dem kommenden Jahr im Sommer sogar eine eigene Rennserie geben soll? Ein Überblick mit den wichtigsten Fragen und Antworten:
Warum gibt es eine Sommer-WM?
In den Staaten Osteuropas hat Sommer-Biathlon in Form einer Weltmeisterschaft schon lange einen deutlich höheren Stellenwert als etwa in Skandinavien, in Mitteleuropa oder in Italien. Mit der Vergabe der Titelkämpfe an bei den Fans beliebte Weltcupstandorte wie etwa Nové Město oder Ruhpolding bemühte sich die Internationale Biathlon Union (IBU) zuletzt verstärkt, der Sommervariante einen Schub zu verleihen.
Seit wann gibt es diese Titelkämpfe?
Die erste Sommer-WM fand 1996 in Hochfilzen in Tirol statt. Häufigstes Gastgeberland war in der Folge Russland, das mit Chanty-Mansijsk, Ufa, Tjumen und Tschaikowski im Lauf der Jahre gleich vier verschiedene Austragungsorte bot. Neben Ufa richteten auch Minsk in Belarus, das slowakische Osrblie, Duszniki-Zdrój in Polen, Forni Avoltri in Italien, Otepää in Estland und das tschechische Nové Město die WM bereits jeweils zweimal aus. In den ersten Jahren kürten die Doppelwettkämpfer ihre Weltmeister über einen Crosslauf. 2006 wurden auch die Rollski-Biathleten in das Programm aufgenommen. Seit 2010 werden die Titelträger nur noch über die Wettkampfkombination aus Skirollern und Schießen ermittelt.
Wo findet die WM statt?
Erstmals ist die Chiemgau Arena in Ruhpolding Austragungsort einer Sommer-WM im Biathlon. Die etablierte winterliche Variante der Sportart empfing die 7000-Einwohner-Gemeinde in Oberbayern schon viermal zu Weltmeisterschaften, zuletzt 2012. Die Sommer-Premiere war hier bereits vor zwei Jahren vorgesehen, musste wegen der Corona-Pandemie aber abgesagt werden.
Findet die schneelose WM Anklang?
Von den internationalen Topstars haben unter anderem die Italienerin Dorothea Wierer, Lisa Theresa Hauser aus Österreich, die Schwedin Elvira Öberg und ihr Teamkollege Sebastian Samuelsson ihr Kommen angekündigt. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit 400 Athletinnen und Athleten aus 28 Nationen. Sollten diese Zahlen erreicht werden, würden die Titelkämpfe in der Chiemgau Arena einen neuen Teilnehmer-Rekord aufstellen. Bei der letzten WM Ende August 2021 in Nové Město waren 250 Sportlerinnen und Sportler aus 25 Nationen am Start.
Welche deutschen Skijäger sind dabei?
Mit Ausnahme von Franziska Preuß, die bis zum Winter noch einen Trainingsrückstand aufholen muss, bietet der Deutsche Skiverband (DSV) sein bestes Personal auf. Das achtköpfige Team der Männer führt Benedikt Doll, Sprintweltmeister von 2017, an. Ebenfalls am Start sind Johannes Kühn, Roman Rees, Philipp Nawrath, David Zobel, Lucas Fratzscher, Philipp Horn und Justus Strelow.
Zugpferd im Frauen-Team des DSV ist die 33-jährige Denise Herrmann, Olympiasiegerin im Einzel von Peking 2022. Ihre Mitstreiterinnen im Chiemgau sind Vanessa Voigt, Vanessa Hinz, Janina Hettich-Walz, Franziska Hildebrand, Anna Weidel, Marion Wiesensarter und Juliane Frühwirt.
Welche Disziplinen gibt es?
Jeweils ein Satz Medaillen vergeben wird im Super-Sprint, Sprint und im Massenstart. Bei den Junioren und Juniorinnen stehen die Disziplinen Super-Sprint, Sprint und Verfolgung auf dem Programm. Der Super-Sprint dürfte selbst einigen Biathlon-Fans wenig sagen. Er besteht aus einem Qualifikations- und einem Finalwettbewerb. Die Streckenlänge bei den Frauen und Männern beträgt 4,5 Kilometer in der Qualifikation sowie 7,5 Kilometer im Finale. Dabei wird in der Qualifikation jeweils einmal liegend und stehend geschossen, im Finale wird dann in beiden Anschlägen jeweils zweimal geschossen.
Gibt es konkurrierende Veranstaltungen?
Eine Woche nach der Sommer-WM in Ruhpolding veranstaltet der frühere Weltklasse-Biathlet Martin Fourcade aus Frankreich die dritte Auflage des nach ihm benannten »Nordic Festival«. Mit dabei in Annecy ist unter anderen Norwegens Superstar Marte Olsbu Röiseland. Es können aber auch Amateure und Sportbegeisterte teilnehmen. Bereits die 17. Auflage erlebte Anfang August das Blink Festival im südwestnorwegischen Sandnes, mit französischen, schwedischen und norwegischen Spitzenbiathletinnen und -biathleten am Start. Im April 2022 traf die IBU mit den Organisatoren der beiden Festivals eine Vereinbarung: Ab nächstem Jahr soll es eine anerkannte Sommerbiathlon-Serie geben, mit der WM als deren Finale. Die Veranstaltungen in Annecy und Sandnes behalten dabei ihre Unabhängigkeit.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!