- Politik
- Florian Post
Abgang eines Wadenbeißers
Florian Post, der sich als Kritiker der Parteispitze einen Namen machte, hat die SPD verlassen
Florian Post hat es sich mit vielen Menschen in der SPD verscherzt. Der Abgeordnete erhielt vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr keinen aussichtsreichen Platz mehr auf der bayerischen Landesliste und scheiterte bei dem Versuch, in München-Nord ein Direktmandat zu ergattern. Seine Karriere bei den Sozialdemokraten war damit praktisch vorbei. Nun hat der 41-Jährige die Konsequenzen gezogen. Er ist aus der Partei ausgetreten. Das ging für den einstigen Hinterbänkler, der sich als interner Wadenbeißer einen Namen gemacht hatte, natürlich nicht, ohne seinen Genossen noch einmal gehörig die Meinung zu geigen.
Post setzte ein Schreiben auf, in dem er beklagte, dass die SPD in München sich nicht mehr für Handwerker, Gewerbetreibende und Gastronomen einsetze, sondern versuche, »kleinsten Minderheiten nachzueifern«. Er konnte die Idee, Gender-Beauftragte in Kitas zu etablieren, nicht nachvollziehen, warf SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert Opportunismus vor und kritisierte Steuerpläne der SPD als »linke Ideologie«. Post war zuletzt auch als Kritiker der Corona-Maßnahmen aufgetreten.
Er hat nie großen Einfluss in der Partei gehabt. Zu seinen wenigen Verbündeten gehörten die Medien, die sich bei ihm gemeldet haben, besonders oft die »Bild«, weil sie wussten, dass der Diplom-Kaufmann im Unterschied zu anderen Politikern offen redete und sich nicht hinter einer diplomatischen Funktionärssprache versteckte. Das ist auch eine Gemeinsamkeit zwischen Post und dem früheren Parteichef und Bundesminister Sigmar Gabriel, dessen Temperament berüchtigt war. Doch Gabriel ist längst kein Karrierehelfer mehr in der SPD und hat es sich stattdessen als Vorsitzender der Lobby-Organisation Atlantik-Brücke bequem gemacht. Aus alter Verbundenheit unterstützte er den Wahlkampf von Post in München. Geholfen hat das aber nicht.
Post hat eine Kolumne beim »Focus«, die »links & frei« heißt. Offensichtlich ist das eine Anspielung auf ein Buch, das einst Willy Brandt geschrieben hat. Diese Fußstapfen sind für Post eindeutig zu groß.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.