Abgang eines Wadenbeißers

Florian Post, der sich als Kritiker der Parteispitze einen Namen machte, hat die SPD verlassen

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Florian Post hat es sich mit vielen Menschen in der SPD verscherzt. Der Abgeordnete erhielt vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr keinen aussichtsreichen Platz mehr auf der bayerischen Landesliste und scheiterte bei dem Versuch, in München-Nord ein Direktmandat zu ergattern. Seine Karriere bei den Sozialdemokraten war damit praktisch vorbei. Nun hat der 41-Jährige die Konsequenzen gezogen. Er ist aus der Partei ausgetreten. Das ging für den einstigen Hinterbänkler, der sich als interner Wadenbeißer einen Namen gemacht hatte, natürlich nicht, ohne seinen Genossen noch einmal gehörig die Meinung zu geigen.

Post setzte ein Schreiben auf, in dem er beklagte, dass die SPD in München sich nicht mehr für Handwerker, Gewerbetreibende und Gastronomen einsetze, sondern versuche, »kleinsten Minderheiten nachzueifern«. Er konnte die Idee, Gender-Beauftragte in Kitas zu etablieren, nicht nachvollziehen, warf SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert Opportunismus vor und kritisierte Steuerpläne der SPD als »linke Ideologie«. Post war zuletzt auch als Kritiker der Corona-Maßnahmen aufgetreten.

Er hat nie großen Einfluss in der Partei gehabt. Zu seinen wenigen Verbündeten gehörten die Medien, die sich bei ihm gemeldet haben, besonders oft die »Bild«, weil sie wussten, dass der Diplom-Kaufmann im Unterschied zu anderen Politikern offen redete und sich nicht hinter einer diplomatischen Funktionärssprache versteckte. Das ist auch eine Gemeinsamkeit zwischen Post und dem früheren Parteichef und Bundesminister Sigmar Gabriel, dessen Temperament berüchtigt war. Doch Gabriel ist längst kein Karrierehelfer mehr in der SPD und hat es sich stattdessen als Vorsitzender der Lobby-Organisation Atlantik-Brücke bequem gemacht. Aus alter Verbundenheit unterstützte er den Wahlkampf von Post in München. Geholfen hat das aber nicht.

Post hat eine Kolumne beim »Focus«, die »links & frei« heißt. Offensichtlich ist das eine Anspielung auf ein Buch, das einst Willy Brandt geschrieben hat. Diese Fußstapfen sind für Post eindeutig zu groß.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.