• Berlin
  • Naziopfer Günter Schwannecke

Als Antifaschist gestorben

Vor 30 Jahren erschlugen Nazis Günter Schwannecke, eine Gedenkinitiative erinnert an ihn

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Tafel, die an Günter Schwannecke erinnert.
Die Tafel, die an Günter Schwannecke erinnert.

Am 5. September 1992 erlag der Kunstmaler Günter Schwannecke seinen schweren Verletzungen, die ihm zwei Neonazis eine Woche zuvor, am 29. August, zugefügt hatten. Sie hatten zunächst eine Gruppe nicht-deutscher Studierender rassistisch beleidigt und attackiert. Schwannecke und ein Freund wurden Zeugen des rechten Angriffs, zeigten Zivilcourage und mischten sich ein. Darauf schlugen die Nazis mit Baseballschlägern auf die beiden Männer ein. Sein Freund überlebte schwerverletzt, Schwannecke starb vor 30 Jahren.

Heute trägt der Tatort im Berliner Stadtteil Charlottenburg seinen Namen. Auf Initiative der 2012 gegründeten Gedenkinitiative Günter Schwannecke heißt der Spielplatz an der Pestalozzistraße/Fritschestraße seit 2013 Günter-Schwannecke-Spielplatz. Ein Gedenkstein erinnert an den Namensgeber: »Auf diesem Platz wurde der Berliner Kunstmaler Günter Schwannecke am 29.08.1992 Opfer eines tödlichen Angriffs durch Neonazis. Er starb, weil er Zivilcourage bewiesen hat. Er steht in einer Reihe ungezählter Opfer von neonazistischem Terror. Wir werden sie niemals vergessen.«

Erst 2018 wurde Schwannecke offiziell als Opfer rechter Gewalt anerkannt. Das ist ebenfalls der Gedenkinitiative zu verdanken, die nicht hinnehmen wollte, dass der Mann, der seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlte, als Opfer einer unpolitischen Schlägerei hingestellt wurde. Das war der Tenor der Berichterstattung wenige Tage nach den rassistischen Pogromen von Rostock.

Auch das Berliner Landgericht, das den Täter Anfang 1993 zu einer sechsjährigen Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge verurteilte, wollte in der Tat keinen politischen Hintergrund erkennen. Letztlich sei die Auswahl der Opfer beliebig erfolgt, so das Gericht in der Urteilsbegründung. Damit wurde die Zivilcourage der beiden Männer negiert, die angegriffen wurden, weil sie bei einen rassistischen Angriff mitten in Westberlin nicht schweigend zusehen wollten.

Politisch interessiert war der 1934 in Braunschweig geborene Schwannecke bereits in seiner künstlerischen Arbeit. Nach seiner Kunstausbildung in Braunschweig und Stuttgart hatte er Ausstellungen unter anderem in Westberlin, Münster und Fulda. Schwannecke malte Aquarelle und Porträts, im Zuge des gesellschaftlichen Aufbruchs nach 1968 wurde auch seine Malerei politischer. So riss er in den 1970er Jahren die damals allgegenwärtigen Fahndungsplakate mit den Porträts tatsächlicher und vermeintlicher RAF-Mitglieder ab und malte sie neu. Es ist der Gedenkinitiative zu verdanken, dass der Künstler und Antifaschist Schwannecke nicht vergessen wurde.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.