Scheinkanzler auf Betteltour

Ralph T. Niemeyer ist auf wirrer Mission in Russland unterwegs

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit Sergej Lawrow habe er viel gesprochen und geraucht, schreibt Niemeyer auf Telegram. Was ihm der russische Außenminister versprochen hat, hingegen nicht.
Mit Sergej Lawrow habe er viel gesprochen und geraucht, schreibt Niemeyer auf Telegram. Was ihm der russische Außenminister versprochen hat, hingegen nicht.

Geschäftig sitzt Ralph Thomas Niemeyer in einem Hotel am Roten Platz und schreibt fleißig Forderungen an die Regierungen der Alliierten, mit ihm über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Diese Botschaft sendet er über seinen Telegram-Kanal in die Welt. Sollte Wladimir Putin drüben im Kreml tatsächlich reagieren, wäre es für Niemeyer der Höhepunkt seines Lebens.

Bis zum Roten Platz war es für Niemeyer ein weiter Weg. Der gebürtige Berliner wächst im warmen Beamtenschoß der Bonner Republik auf. Doch statt in den Staatsdienst zog es den heute 53-Jährigen in die Kunst, in die Literatur und zum Film. Später dann das politische Erwachen. Erst Sozialdemokrat, dann Linker, anschließend wieder Sozialdemokrat. Genosse Niemeyer hat die Rottöne der deutschen Politik durchprobiert. Ohne persönlichen Erfolg. Nie hat er es geschafft, in den Bundestag gewählt zu werden. Wäre da nicht Sahra Wagenknecht, vielleicht hätte man Niemeyer niemals politisch bemerkt. Mit der streitbaren Linken war er bis 2013 verheiratet.

Wagenknecht fand später Gefallen an Oskar Lafontaine und Niemeyer an Verschwörungstheorien. Die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen spülten ihn in die Basisdemokratische Partei, für die er erfolglos bei der Bundestagswahl antrat. Eigentlich egal, denn Niemeyer erkennt die Bundesrepublik gar nicht als Staat an und ist gedanklich im Reichsbürger-Milieu unterwegs. Im Juli gründete Niemeyer schließlich eine Exil-Regierung. Sein Ziel: »Nach Zusammenbruch des BRD-Verwaltungskonstruktes« mit Putin verhandeln. Dafür ist er gerade in Russland unterwegs. Außenminister Sergej Lawrow, seine Sprecherin Maria Sacharowa und Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow – all ihre Hände hat Niemeyer in den vergangenen Tagen geschüttelt und sich wohlwollende Worte abgeholt, behauptet er. Ob die drei wussten, mit wem sie da sprechen? Putin hat jedenfalls auf Niemeyers Verhandlungsforderung noch nicht reagiert.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -