Auf Schienen in die nahe Zukunft

Die Deutsche Bahn baut zusätzliche Streckenkilometer für die S-Bahn. 2023 soll endlich ein provisorischer Betrieb starten

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die Rohbauarbeiten sind abgeschlossen. Wenn jetzt die Fliesenleger anfangen, dann geht es hier richtig zur Sache«, sagt Nizamettin Colak von der Deutschen Bahn im Untergrund des Berliner Hauptbahnhofs. Zum »Tag der Schiene« am vergangenen Freitag führt er Interessierte durch die Baustelle der zukünftigen City-S-Bahn.

Die Schienen der neuen Nord-Süd-Verbindung, die den Hauptbahnhof an den nördlichen S-Bahn-Ring anbinden werden, liegen bereits. Noch sieht man in der unterirdischen Station aber den nackten Beton. Im Dezember 2023 soll hier der Fahrgastbetrieb aufgenommen werden. Später sollen dann die zwei weiteren Abschnitte der S21 zunächst bis zum Potsdamer Platz und dann zur Yorckstraße gebaut werden. Für diese befindet sich die Bahn noch in einer frühen Planungsphase. Mit dem Bau des Abschnitts zum Potsdamer Platz soll nicht vor Ende des Jahrzehnts begonnen werden. Das letzte Teilstück wiederum soll 2037 fertiggestellt werden, so der Plan der Bahn.

Boden umsetzen, Beton verbauen, Brücken und unter anderem einen 700 Meter langen Tunnel errichten: »Der erste Bauabschnitt ist der aufwendigste«, so Colak. Ursprünglich war die Inbetriebnahme hier bereits für 2017 geplant, verschob sich aber immer wieder, unter anderem, weil eindringendes Grundwasser Probleme machte. Doch selbst wenn nächstes Jahr der Fahrgastbetrieb startet, dann geschieht das zunächst mit einem Provisorium.

Erst 2027 werde die endgültige Station des Hauptbahnhofs fertig, sagt Colak. Um bereits während der Bauphase der Station die Strecke bedienen zu können, wurde ein Interims-Bahnsteig unter der Invalidenstraße gebaut. Dieser wird zunächst im Pendelverkehr mit Vier-Wagen-Zügen angesteuert, die nach Gesundbrunnen verkehren. Mit der endgültigen Station wird sich die S21 dann nicht nur am Bahnhof Wedding in östliche Richtung in den Ring einfädeln, sondern auch in die andere Richtung den Halt Westhafen anbinden. Halten sollen Züge vor der Gabelung der Strecke auch an der Station Perleberger Brücke. 2021 beauftragte das Land die Bahn mit der Errichtung dieses zusätzlichen Haltepunkts, für den täglich 27 000 Fahrgäste erwartet werden. Sehr lange hatte sich der Senat das offengehalten.

Über den Abzweig Westhafen könnte später auch die zu reaktivierende Siemensbahn bis zum Hauptbahnhof fahren. 2029, 100 Jahre nach ihrer historischen Inbetriebnahme, soll die Hochbahnstrecke vom Bahnhof Jungfernheide über Wernerwerk, Siemensstadt bis Gartenfeld wieder befahren werden. Der Siemenskonzern entwickelt hier ein neues Stadtquartier. Einen dreistelligen Millionenbetrag wird die öffentliche Hand in die Strecke investieren, auf der alle zehn Minuten Züge rollen sollen.

Graffitis, Rost und Grünbewuchs – seit der Verkehr auf der Strecke 1980 im Zuge des Reichsbahnerstreiks eingestellt wurde, ist wenig passiert. Just in jenem Jahr ist auch die U7 bis zum Bahnhof Rohrdamm eröffnet worden, die bis auf den Bahnhof Gartenfeld das gleiche Gebiet abdeckt. Die Bahn prüft gerade im Auftrag des Senats, ob auf der Insel Gartenfeld für eine mögliche Weiterführung der Strecke über die Havel nach Hakenfelde bereits Vorratsbauten erstellt werden müssen.

Für die Wiederinbetriebnahme muss die Bahn viel instandsetzen. Die Brücken der Viaduktstrecke sind aber immer noch in so gutem Zustand, dass sie nur saniert werden müssen. Man rechnet damit, dass sie noch mindestens 50 Jahre Betrieb aushalten. Zehn Brücken im Bereich Jungfernheide bis zur Spreequerung müssen darüber hinaus aber neu gebaut werden. Das Hauptaugenmerk liege aktuell auf den Spreebrücken, da die Materialanlieferung für die Bauarbeiten vor allem über die Schiene stattfinden wird, erklärt Thomas Rüffer, Projektleiter bei der DB, als er am Freitag über Bahnhöfe der Siemensbahn führt. 2024 soll der Aufbau eines durchgehenden Baugleises beginnen, damit 2026 die Hauptbauleistung für die Reaktivierung losgehen kann. »Viel Puffer ist da nicht«, sagt Rüffer mit Blick auf die geplante Inbetriebnahme 2029.

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