Kein Eintritt für den Park Sanssouci

Eine alle paar Jahre wiederkehrende Debatte

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn Besucher das weltberühmte Schloss Sanssouci betreten wollen, müssen sie Eintritt zahlen. Sich aber die Sommerresidenz des preußischen Königs Friedrich II. von außen anschauen und dazu im Schlosspark spazieren, dies ist umsonst möglich. Das war sogar schon so, als die Hohenzollern noch auf dem Thron saßen, in der DDR sowieso. Erst in jüngster Zeit wird der freie Parkeintritt durch die Stiftung preußische Schlösser und Gärten (SPSG) immer wieder in Frage gestellt – mit Verweis auf die hohen Kosten der Pflege der Grünanlage, jedoch auch mit der Begründung, durch die Zugangskontrolle könnte der Vandalismus eingedämmt werden.

Seit 2014 kann die Stadt Potsdam den Eintritt für ihre Einwohner und Gäste nur noch abwenden, indem sie jährlich eine Million Euro an die Stiftung überweist. 2023 läuft ein darüber auf fünf Jahre abgeschlossener Vertrag aus. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) war schon willens, ihn zu verlängern. Denn nach seinen Angaben drohte SPSG-Generaldirektor Christoph Vogtherr erst am 14. September noch einmal an, „dass ohne eine finanzielle Beteiligung der Stadt Potsdam ab 2024 ein Parkeintritt im Schlosspark Sanssouci eingeführt werden soll».

Damit ist der Stadtverordnete Sascha Krämer (Linke) nicht einverstanden. Seiner Überzeugung nach sollte der freie Eintritt auch ohne den Zuschuss gewährt werden. Denn wie Oberbürgermeister Schubert weiß: „Die Satzung der Stiftung spricht sich klar für eine kostenfreie Nutzung der Parks aus und lässt ein Abweichen auch nicht dauerhaft zu.»

Nun eine überraschende Wendung. Das Land Berlin, das gemeinsam mit dem Bund und dem Land Brandenburg im Stiftungsrat das Sagen hat, soll plötzlich doch gegen das Kassieren von Eintritt in Sanssouci sein. So hat es Schubert in einer Zeitung gelesen. Er will sich das nun schriftlich von Bund und Ländern sowie von der SPSG bestätigen lassen. Bis er Antwort erhält, sollen die Stadtverordneten doch bitte den Antrag der Stadtverwaltung auf eine Verlängerung der Zahlungen zurückstellen.

„Als Stadt haben wir das Ziel, einen Parkeintritt für die Potsdamerinnen und Potsdamer zu verhindern», betont der Oberbürgermeister am Samstag. „Wenn die Stiftung dazu keine finanziellen Forderungen an Potsdam stellt, wäre das sehr gut, dann könnte das Geld für andere wichtige Projekte in der Stadt genutzt werden.»

Den Stadtverordneten Krämer freut diese Entwicklung. „Schön, dass der leichte Druck zum Umdenken geführt hat.» Der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg sollten die preußischen Schlösser und Gärten „ausfinanzieren», findet er. Die Stadt Potsdam, die in der Schlösserstiftung kein Mitspracherecht besitzt, sollte nichts mehr bezahlen. Krämer würde es begrüßen, wenn die Kommune die eine Million Euro jährlich künftig dafür nutzen könnte, ihre eigenen Grünflächen zu sanieren und ihren eigenen Volkspark kostenfrei zugänglich zu machen. Denn für den Volkspark müssen Besucher Eintritt bezahlen. 

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