Windräder am Horizont

Berliner Bausenator stellt neue ambitionierte Ziele vor

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Es geht nicht um kleine Brötchen. Wenn beim wirtschaftspolitischen Frühstück der Industrie- und Handelskammer der Senator für Stadtentwicklung, Wohnen und Bauen in Berlin, Andreas Geisel (SPD), geladen ist, um zum Thema Stadtentwicklung im Spannungsfeld von Klimaschutz, Neubauzielen und Bürokratie zu diskutieren, dann geht es natürlich um die ganz großen Brötchen, die in dieser Hinsicht zu backen sind.

So gibt sich Geisel am Montagmorgen gewohnt optimistisch und zukunftsgewandt, sogar dann, wenn er dafür in die unrühmliche Vergangenheit schauen muss. Denn die unter Rot-Rot verscherbelten Grundstücke im Stadtgebiet, die dem kommunalen Wohnungsbau eklatant fehlen, werden laut seiner Prognose in einigen Jahren wieder auf dem Markt landen. »Und dann steht Berlin bereit« – die hochgesteckten Neubaupläne weiter zu verfolgen. Allerdings, das muss gesagt werden und dürfte für den Hochhaus-Fan Geisel auch ein geringeres Problem darstellen: ohne Höhe geht es nicht. »Sie können nicht 200 000 Wohnungen bauen und keiner siehts«, erklärt der Bausenator. Das heiße auch, dass nicht zu viel an bestehender grüner Fläche verbraucht werden könne, Stichwort Lebensqualität. »Wir dürfen nicht zu viel in die Fläche bauen, sondern da, wo es im Wesentlichen schon Versiegelungen gibt«, ist sich mittlerweile auch Geisel sicher.

Ob die Einschränkung »im Wesentlichen« noch zu beachten sein wird, mal dahingestellt: Höher und dichter als bisher muss gebaut werden, so der Bausenator. Will man die selbstgesetzten Ziele, denen man schon jetzt ordentlich hinterherhinkt, noch im Blick behalten, scheint daran kein Weg vorbeizuführen.

Dass da Unbill im Raum steht, ist auch Geisel klar. »Es wird Diskussionen geben.« Denn wer schon im Elfgeschosser wohne, will nicht noch einen solchen vor dem Fenster haben. »Da heißt es dann: Siebengeschosser maximal, höher keinesfalls.« Aber flacher und weniger dicht – dieser Wunsch kommt sich mit dem Höher-und-dichter-Motto maximal ins Gehege. Bei der Neubautour des Senats hatten etliche Senator*innen vor einigen Wochen auch das neue Quartier an der Hermann-Dorner-Allee in Adlershof, gebaut von der landeseigenen Howoge, in Augenschein genommen, 600 Wohnungen in viergeschossiger Bauweise. »Sieht gut aus, ist bezahlbar«, so Geisel. Aber warum nur viergeschossig? Es sei eben vor zehn Jahren noch »ein Wagnis« gewesen, in dieser Größenordnung im Bezirk Treptow-Köpenick zu bauen, erinnert sich der SPD-Politiker, der im Bezirk sein Abgeordnetenbüro hat und dort bereits von 2014 bis 2016 als Senator für Stadtentwicklung und Umwelt gewirkt hatte.

Die Zeiten ändern sich eben, so wie manche Haltung. Das wird auch klar, als Geisel im Hinblick auf erneuerbare Energien auf Windräder im Stadtgebiet zu sprechen kommt. In seinen Augen könne man sich nicht mehr lange auf das Argument des engen Stadtstaats zurückziehen, wo Abstandsregeln dazu führten, dass bei Windrädern immer mit dem Finger auf Brandenburg gezeigt werde. Und im Zusammenhang mit zu erschließenden Flächen für Neubau bringt Geisel ganz nonchalant das Tempelhofer Feld ins Gespräch – und erntet ordentlich Applaus bei den anwesenden Unternehmensvertreter*innen.

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