Das Kleine Schloss ist eine große Aufgabe

Die einstige Prinzenburg im Potsdamer Park Babelsberg wird saniert

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

An der Fassade des Kleinen Schlosses im Potsdamer Park Babelsberg blättert Farbe ab. Durch eine Tür ist zu sehen, wie im Erdgeschoss an den Wänden und an schartigen Pfeilern die Fliesen abgeschlagen sind. Ein Bauarbeiter kommt mit zwei Eimern Schutt heraus und leert sie in einem Container aus. Das 1841 im neogotischen Stil errichtete Haus mit herrlichem Blick auf den Tiefen See hat eine Grundsanierung nötig.

»Es gibt größere Schäden, die wir jetzt beheben werden«, sagt am Dienstag Steffen Domalski von der Abteilung Architektur der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Im Moment finden zunächst Abbrucharbeiten statt. »Es wird gestemmt, gebohrt, gehämmert«, erläutert Domalski. In dem Gemäuer lebte einst ein preußischer Prinz, der 1888 todkrank als deutscher Kaiser Friedrich III. den Thron bestieg und noch im selben Jahr starb. Danach wohnten im Laufe der Jahrzehnte beispielsweise die Gräfin von Oriola, der Komponist Hans Chemin-Petit und schließlich Mitarbeiter der Schlösser-Stiftung in dem Gebäude, das im Zweiten Weltkrieg Bombentreffer abbekam und deswegen 1947 repariert werden musste.

Die Familie des Komponisten Chemin-Petit überlebte den Bombenangriff im April 1945 übrigens in einem 1942 eingebauten Luftschutzraum. Bis dahin war das Haus nicht unterkellert und ist es ansonsten nach wie vor nicht.

Im Obergeschoss gibt es heute zwei Wohnungen. Sie sind jetzt für die im September gestartete Sanierung leergezogen, sollen aber nach Abschluss der Arbeiten voraussichtlich Mitte 2024 wieder an Beschäftigte der Stiftung vermietet werden. Ins Erdgeschoss zog 1958 eine Gaststätte ein, die nun unter anderem mit einer modernen, den heutigen Bestimmungen entsprechenden Lüftungsanlage ausgestattet wird und wieder Innen- und Außengastronomie anbieten soll. Durch die Wiederherstellung eines hölzernen Anbaus, den es im 19. Jahrhundert einmal gegeben hat, entstehen zusätzliche Kapazitäten für den Außer-Haus-Verkauf, und eine der Wohnungen bekommt durch diesen Anbau einen Balkon. Der Preis der Quartiere orientiere sich am Potsdamer Mietspiegel, heißt es.

2,98 Millionen Euro sind für alles zusammen veranschlagt. Steffen Domalski ist guter Dinge, trotz der allgemeinen Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten im Zeit- und Kostenrahmen bleiben zu können. Die Mittel stammen aus dem Sonderinvestitionsprogramm 2 des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenburg für die preußischen Schlösser und Gärten. Das Programm sieht vor, dass der Bund bis zum Jahr 2030 für die Rettung vor dem Verfall 200 Millionen Euro zur Verfügung stellt, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro und das Land Berlin 69 Millionen. In den kommenden fünf Jahren sollen etwa 25 von insgesamt 60 Projekten begonnen beziehungsweise umgesetzt werden.

In Farbschichten aus den 1960er Jahren sind am Kleinen Schloss Babelsberg Schwermetalle entdeckt worden, deren Beseitigung eine »diffizile«, also schwierig zu bewältigende Aufgabe sei, wie Domalski sagt. Im Gebälk findet sich das krebserregende Holzschutzmittel Hylotox, mit dem die Schlösserstiftung auch schon bei der Restaurierung des Theaters im Neuen Palais von Sanssouci zu kämpfen hatte. Der Dachstuhl sei aber insgesamt in einem recht guten Zustand, hat Domalski auch eine gute Nachricht.

Wegen seiner wechselvollen Geschichte und verschiedenen Nutzungen, das Haus war zeitweise auch Erholungsheim der ostdeutschen Filmgesellschaft Defa, hat es viele Bezeichnungen, darunter Prinzenburg und Damenhaus.

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