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Krampf in Bein und Kopf

Bayer Leverkusens Fußballer sind auch unter dem neuen Trainer Xabi Alonso zu schwach für Europa

  • Andreas Morbach, Leverkusen
  • Lesedauer: 4 Min.
Vollkommen bedient: Leverkusens Offensivspieler Moussa Diaby (r.) und Trainer Xabi Alonso
Vollkommen bedient: Leverkusens Offensivspieler Moussa Diaby (r.) und Trainer Xabi Alonso

Robert Andrich war gerade, grimmig auf einem Brötchen kauend, zum Stadionausgang marschiert, als sein Leverkusener Teamkollege Moussa Diaby in entgegengesetzter Richtung daherschlenderte. Der Franzose blickte deutlich freundlicher drein als Bayers an diesem Dienstag gesperrter Mittelfeldkämpfer Andrich. Schließlich hatte der flinke Angreifer Diaby auf dem Weg in die Leverkusener Kabine seinen Sohnemann Ismael auf dem Arm. Und auch sein neuer Trainer konnte dem Stürmer sei Dank wenig später zumindest mal eine positive Nachricht übermitteln.

»Wir spielen am Samstag in Frankfurt, und er wird in einer guten Verfassung für die Partie sein«, widersprach Xabi Alonso Vermutungen, Diaby habe sich beim ernüchternden 0:3 gegen den FC Porto womöglich verletzt. »Ich glaube nicht«, sagte der neue Chefcoach, obwohl er den kurz vor Schluss humpelnden 23-Jährigen vom Platz geholt hatte. Stattdessen erwähnte Alonso die »vielen, vielen Spiele«, die den Leverkusener Kickern in den Knochen stecken würden – und mutmaßte daher: »Diaby hatte am Ende ein bisschen Krämpfe.«

Recht verkrampft waren auch die Gesichter seiner Fußballer nach deren dritter Niederlage im vierten Champions-League-Spiel dieser Saison. Wie schon beim 0:2 acht Tage zuvor in Porto, das den Schweizer Trainer Gerardo Seoane letztlich den Job gekostet und den Weg für Bayers mutigen Glamour-Deal mit dem früheren Weltklassespieler Alonso freigemacht hatte, wurden den Rheinländern erneut international die Grenzen aufgezeigt.

An der Atlantikküste hatte Mittelstürmer Patrik Schick kurz vor der Pause mit einem verschossenen Elfmeter das mögliche 1:0 vergeben. Diesmal war es Kerem Demirbay, der nach einer Viertelstunde vom Punkt scheiterte und so die frühe Gästeführung durch Galeno nicht egalisieren konnte. »Das war ein entscheidender Moment für uns. Und der in Porto auch«, beschrieb Alonso die fatale Wirkung der beiden verschossenen Strafstöße, die den Bundesligisten auf den letzten Platz in der Gruppe zurückwarfen.

Mit Siegen bei Atlético Madrid und gegen das bereits fürs Achtelfinale qualifizierte Team aus Brügge könnte der Sprung in die K.o.-Runde der Königsklasse noch gelingen. Sehr wahrscheinlich ist dieses Szenario gerade angesichts der bisherigen Leverkusener Auftritte in Europas Vorzeigewettbewerb aber nicht. Von Xabi Alonsos gelungenem Einstieg gegen den völlig harmlosen Aufsteiger Schalke (4:0) hatten sie sich an der Dhünn ohnehin nicht blenden lassen. Bei den erneuten Hieben von Porto, für die Mehdi Taremi nach der Pause zwei Elfmeter sicher verwandelte, lief der gebürtige Baske Alonso nun jedoch oft wie ein verzweifelter Matador an der Seitenauslinie entlang.

Mit eleganten Gesten, die an den Schwung des roten Tuches in Stierkampfarenen erinnerte, versuchte der 40-Jährige, seine Spieler zu klügeren Laufwegen und geschickterem Offensivspiel zu bewegen. Vergeblich. »Wir hätten im letzten Drittel besser angreifen und den ersten Elfmeter nach der Pause verhindern können«, schrieb Alonso auf die interne Mängelliste – und hielt fest: »Fehler in der Champions League, aber auch in der Bundesliga, werden hart bestraft. Das heute war ein guter Unterricht für uns.«

Leverkusens Lehrlinge, die trotz des jüngsten Erfolgs gegen Schalke weiter im Ligakeller festhängen, drohen nach dem Erstrunden-Aus im Pokal bei Drittligist Elversberg also auch im zweiten Cup-Wettbewerb früh zu scheitern. Und ihrem neuen Dompteur blieben da zunächst bloß stolze Worte und Gesten: »Wir wollen eine Zukunft haben in der Champions League. Deshalb ist das nächste Spiel ein Finale für uns«, blickte Alonso auf die Partie am 26. Oktober bei Atlético. Er weiß auch, wie es gehen müsste, schließlich war der spanische Weltmeister als Spieler auch Königsklassengewinner mit Liverpool (2005) und Real Madrid (2014). Als Trainer startete er aber erst jetzt in seinen Premieren-Job bei einem Erstligisten. Den Pathos eines Siegertypen hat er aber noch ganz gut drauf. Und so klopfte er sich mit der rechten Faust noch mal demonstrativ auf die linke Brust und sagte voller Inbrunst: »Heute haben wir Schmerzen erlitten. Aber diesen Schmerz müssen wir nun nutzen, um Energie zu haben für das Spiel am Samstag.«

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