Begründete Parteiaustritte

Brandenburger Linkspartei verliert Mitglieder

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Linke verliere derzeit massiv Mitglieder. Vor allem seit der Bundestagsrede von Sahra Wagenknecht am 8. September, in der sie der Bundesregierung einen „Wirtschaftskrieg» gegen Russland vorwarf, hätten die Austritte rasant zugenommen, berichtete das ARD-Magazin „Kontraste» am Donnerstag. Eine solch hohe Zahl habe es zu keinem Zeitpunkt zuvor gegeben. Zwischen dem 8. September und dem 10. Oktober habe die Partei mindestens 809 Mitglieder verloren.

Die eigentlich spannende Frage war in der Exklusivmeldung jedoch nicht beantwortet: Wer tritt aus und warum? Sind es vor allem diejenigen, die Wagenknechts Äußerung unmöglich finden, oder vielleicht eher diejenigen, die sich über die Kritik an der Abgeordneten aufregen?

Für den Landesverband Brandenburg kann Schatzmeister Mario Dannenberg näherungsweise Auskunft geben. Das „nd» hat am Wochenende bei ihm nachgefragt. Zunächst einmal betont Dannenberg, dass in Brandenburg seit Jahresbeginn 62 Einritte zu verzeichnen waren. Dem stünden 260 Abgänge gegenüber. Bei den Abgängen mitgezählt sind aber auch die Todesfälle. Das sind bei einem insgesamt hohen Durchschnittsalter der aktuell 4770 Genossen in Brandenburg naturgemäß eine ganze Menge. Auch weggezogene, aber nicht ausgetretene Genossen fallen unter die Abgänge. Bei ungefähr 60 Austritten haben die Betreffenden eine Begründung per E-Mail oder Brief mitgeliefert. Da wird es spannend.

Schatzmeister Dannenberg zufolge lassen sich die Austrittsgründe in drei Gruppen einsortieren. Etwa 20 Ausgetretene sind demnach pro Russland eingestellt und kehren der Linkspartei zum Beispiel den Rücken, weil diese nicht genug Verständnis für den Präsidenten Wladimir Putin zeige. Rund 20 Ausgetretene beklagen, die Partei zeige zu wenig Solidarität für die von russischen Truppen angegriffene Ukraine. Die übrigen 20 Ausgetretenen wissen nach eigenem Bekunden in diesem Konflikt nicht mehr, wofür Die Linke überhaupt noch stehe.

Dies ist insofern aufschlussreich, da in Diskussionen je nach eigener Anschauung und Bekanntenkreis bislang oft die Überzeugung geäußert wird, dass überwiegend die eine oder die andere Seite die Nase voll habe und austrete. Den Zahlen nach hält es sich in Brandenburg aber anscheinend die Waage.

Nach einer am 11. Oktober veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA liegt Brandenburgs Linke in der Wählergunst bei zehn Prozent. Bei der Landtagswahl 2019 hatte die Partei mit 10,7 Prozent ihr bis dahin schlechtestes Ergebnis in Brandenburg eingefahren. Bei der Bundestagswahl 2021 sackte sie weiter ab und erhielt lediglich 8,5 Prozent. Im April 2022 prognostizierte das Institut Infratest dimap den Sozialisten sogar nur noch sieben Prozent. Die aktuelle Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Landes- und Bundesregierung verleiht nun wieder Aufwind. Deutlicher aber profitiert die AfD. Das Institut INSA bescheinigt der AfD mit 25 Prozent nun die Führung vor SPD (23 Prozent), CDU (17) und Grünen (11). Die nicht im Landtag vertretene FDP steht bei vier Prozent. 

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