- Berlin
- Hermannplatz
Bebauungsplan in Arbeit
Einen Termin für den Umbaustart des Karstadt am Hermannplatz gibt es noch nicht
Das Kaufhausgeschäft des österreichischen Unternehmens Signa ist angeschlagen. Galeria-Karstadt-Kaufhof ist insolvent. Gleichzeitig betreibt der Konzern die Aufwertung seiner Warenhausimmobilien und will die Filiale am Hermannplatz umbauen. Eine prunkvolle Rekonstruktion der Architektur der 1920er Jahre inklusive zweier 70 Meter hoher Türme will das Unternehmen hier entstehen lassen. Allen voran soll Platz für Büros entstehen. Seit Jahren protestieren Anwohnende gegen das Vorhaben. Zuletzt kündigte Signa an, dass mit einem Baustart für Ende 2023 zu rechnen sei.
Aus Sicht des Senats könne derzeit aber noch kein konkreter Zeitpunkt für den Baubeginn genannt werden, heißt es in der Antwort der Senatsbauverwaltung auf eine schriftliche Anfrage von Elif Eralp, Sprecherin für Partizipation der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, die »nd« vor Veröffentlichung vorliegt. »Diesbezügliche Absprachen zwischen dem Senat und der Signa Group gibt es nicht«, schreibt Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (parteilos, für SPD) in ihrer Antwort.
Sie teilt aber mit, dass der Bebauungsplan für die frühzeitigen Beteiligungsverfahren »weitgehend fertiggestellt« sei. Die interne Abstimmung werde voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen. Danach folge, wie im B-Plan-Verfahren vorgesehen, die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie anderer Behörden, bei der diese Einwände beispielsweise hinsichtlich der Umweltbelange vortragen können. Schon jetzt liegen eine artenschutzrechtliche Prüfung und ein Mobilitätsgutachten vor. »Nach erster Einschätzung des Senats ergeben sich aus den bereits vorliegenden Gutachten derzeit keine Hinderungsgründe in Bezug auf die Umsetzung des Bebauungsplans«, heißt es aus der Senatsbauverwaltung.
Diese hatte noch unter dem Senator Sebastian Scheel (Linke) dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans entzogen. Im März leitete Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) die Aufstellung des B-Plans ein.
Zuvor war bereits ein Masterplanverfahren gestartet, in dem sich Bürger*innen mit ihren unterschiedlichen Wünschen zur Weiterentwicklung des Hermannplatzes äußern konnten. Der Ergebnisbericht sei aber immer noch nicht abgeschlossen. Aufgrund zahlreicher komplexer Stellungnahmen sowie Krankheitsfällen sei man nicht rechtzeitig fertig geworden, teilte die Senatsbauverwaltung mit. Es liege ein Entwurf des Ergebnisberichts vor, der zurzeit verwaltungsintern geprüft werde, anschließend solle er noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.
Eralp hält es für »nicht nachvollziehbar«, dass die Ergebnisse noch immer nicht veröffentlicht sind. »Transparenz und frühzeitige Beteiligung der Anwohner*innen und Zivilgesellschaft scheinen keine Priorität für Senator Geisel zu haben«, teilt die Linken-Politikerin »nd« mit. Sie fordert, dass die von Anwohner*innen und betroffenen Bezirken geäußerte Kritik gegen das Vorhaben von Signa vom Senat berücksichtigt wird.
Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, der sich schon lange gegen den Karstadt-Umbau einsetzt, will außerdem noch in diesem Jahr eine Debatte über Denkmalschutz und baukulturelle Fragen hinsichtlich des Umbaus des Karstadt-Gebäudes anstoßen. Denn mit der Rekonstruktion der 20er-Jahre-Architektur würde »auch ein Stück deutscher Geschichte, die mit dem Krieg zu tun hat, getilgt werden«. Die Analyse der Denkmalbelange durch Signa sei in dieser Hinsicht problematisch. Eine Abstimmung zwischen Bezirksamt und Landeskonservator dazu stehe noch aus.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.