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Schon immer nicht ganz unparteiisch
Streit am Otto-Suhr-Institut der Berliner FU um einen rechten Dozenten
Einen Dozenten mit Schwerpunkt Love-Parade und junges Berlin leistet sich das politikwissenschaftliche Otto-Suhr-Institut an der Freien Universität (FU) Berlin. Doch nicht etwa durch Forschungen im Bereich Jugendkultur sondern durch seine politische Vita ist der junge FU-Dozent Boris Böhme jetzt in die Schlagzeilen gekommen. Die Unabhängige Antifa an der FU hat über Internet bekannt gegeben, dass sich der 1968 geborene Böhme vornehmlich am rechten Rand des politischen Spektrums bewege. So sei der Hauptmann der Reserve und Kompaniechef einer Gebirgstransportkompanie nicht nur Mitglied mehrerer Burschenschaften wie dem Coburger Convent und der farbentragenden Landsmannschaft Ulmia gewesen.
Noch bei der Bundestagswahl 1998 war Böhme Tübinger Direktkandidat des rechtslastigen Bund Freier Bürger/Offensive für Deutschland (BFB). Als BFB-Kandidat trat er im Internetchet mit der Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin in Kontakt. »Da Sie sonst die direkte Auseinandersetzung mit dem Bund Freier Bürger scheuen, ergibt sich ja vielleicht hier die Möglichkeit zu einem kleinen Disput«, begann er nassforsch. Doch nach der Wahlschlappe und dem finanziellen Desaster hat sich der BFB aufgelöst. Böhme hat jetzt beim nationalkonservativen Flügel der Berliner FDP seine neue politische Heimat gefunden. »Schon immer nicht ganz unparteiisch« heißt es auf seiner Homepage.
Der BFB vertrat in seinem Programm das Konzept einer selbstbewussten Nation, die von den NS-Verbrechen nichts mehr hören wolle. »An die Stelle einer propagandistisch einseitig negativen Vergangenheitsbewältigung setzen wir ein neues Geschichtsbewusstsein und die Rückkehr zur Normalität. Unsere Jugend darf nicht länger mit einem verzerrten und verkürzten Geschichtsbild aufwachsen . Dazu gehören auch die herausragenden Leistungen unseres Volkes für den wissenschaftlichen Fortschritt und die Kultur (...) - aber auch die Wahrheit über alle Völkerrechtsverletzungen des Jahrhunderts und besonders über die brutale Vertreibung nach 1945, der Millionen Menschen zum Opfer fielen«, hieß es dort.
Jetzt befürchten antifaschistische Gruppen an der FU, dass Böhme genau dieses Geschichtsbild an der FU umsetzen will. Doch anders als bei den Auseinandersetzungen um den nach rechts geschwenkten Apo-Veteranen Bernd Rabehl, der vor einigen Jahren an der FU für Diskussionen sorgten, verzichten die Böhme-Kritiker auf Aktionen und beschränken sich auf die Theoriekritik. Es sei nur eine verschwindende Minderheit am Campus, die sich für solche Themen interessiere, lautet hierfür die Begründung. Auf rechten Internetseiten hingegen wurden die Linken schon beschuldigt, zu einer Hetzjagd auf Böhme aufzurufen. Der war für eine Stellungnahme gegenüber ND nicht zu erreichen. Dabei schreibt Böhme in seiner Selbstdarstellung unter der Rubrik: »Was ich so im Job mache: Freundlich sein und keine Fragen offen lassen«....
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