- Kommentare
- PKK und Türkei
Kein überzeugendes Motiv
An den Ergebnissen der schnellen Untersuchung der türkischen Behörden kommen Zweifel auf
Schnell waren die Drahtzieher des Bombenanschlags in Istanbul gefunden – zu schnell vielleicht. Für die türkische Regierung steckt die kurdische Arbeiterpartei PKK dahinter: Eine Syrerin mit Verbindungen zur Kurden-Miliz YPG habe gestanden. An dieser Rekonstruktion sind Zweifel erlaubt. Warum sollte die PKK wahllos Menschen in einer Einkaufsstraße töten, wenn ihr eigentliches Ziel der türkische Staat ist? Sie würde sich unnötig der Vergeltung durch Polizei und Armee aussetzen. Und ist die YPG so kurzsichtig, einen türkischen Gegenschlag zu provozieren?
Sicher ist bislang nur, dass Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Anschlag politisch ausschlachten wird, innen- wie auch außenpolitisch. Im Juni nächsten Jahres wählen die Türk*innen Parlament und Präsident; die Umfragen für Erdoğan und seine Partei AKP stehen schlecht, die Wirtschaftslage ist desolat. Aufgefordert zur patriotischen Sammlung hinter ihrem Präsidenten gegen die »kurdischen« Terroristen, dürften wohl viele Wähler*innen ihre Stimme Erdoğan geben. Außenpolitisch bietet der Anschlag den besten Vorwand für die lange angekündigte Militärinvasion der kurdischen Autonomiegebiete in Nordsyrien.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.