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Zumindest kein Polterer
Johannes Winkel, der neue Junge-Union-Chef, gibt sich sachlich
Insbesondere seit der Amtszeit von Angela Merkel haftet der Jungen Union das Image einer piefigen Poltertruppe an, die sich zuverlässig rechts von der ostdeutschen Pragmatikerin positionierte. Doch nun haben sich die Verhältnisse geändert: CDU und CSU suchen nach ihrer Rolle in der Opposition und haben sich dafür mit Friedrich Merz einen Polterer in die erste Reihe gewählt, der sich auch nicht davor scheut, ukrainische Geflüchtete als »Sozialtouristen« zu verunglimpfen. Derweil steht seit Freitag an der Spitze des Jugendverbandes mit Johannes Winkel ein Mann, der – zumindest vom Stil her – die JU in entgegengesetzte Richtung steuert: weg vom Rabaukentum.
Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Fulda ist Winkel zum Nachfolger von Tilman Kuban gewählt worden. Der 31-Jährige stammt nicht aus einer politischen, wohl aber einer christlichen Familie. Er war Messdiener und im Kolpingwerk, einem katholischen Sozialverband, aktiv. Auf der Bühne machte er einen ruhigen und sachlichen Eindruck – keine Spur von billiger Polemik, wie man sie bei der JU durchaus hätte erwarten können. Vorgänger Kuban bewarb sich einst mit Tiraden gegen »das 312. Geschlecht« und »die Scharia-Polizei«. Winkel zeigte sich bei seinem Rundumschlag gegen Putin, Erdogan, Xi und Trump als aufrechter Demokrat. Dann forderte er: mehr Migration für den Arbeitsmarkt und eine moderne Familienpolitik. Zugegeben, damit sind traditionsbewusste JUler*innen in der Vergangenheit nicht immer aufgefallen.
Zur Wahrheit gehört natürlich: Auch die JU sucht gerade ihren Platz. Bei Jungwähler*innen sind Grüne und FDP beliebter. Kuban stand für die Verbindung einer modernen Optik – weiße Sneaker! – mit stramm konservativen Inhalten. Auch Winkel positioniert sich konservativ: für Atomkraftwerke, Westbindung – übrigens auch in Abgrenzung zu Merkels Ostpolitik – und Kapitalismus. Aber er ist kein Polterer.
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