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DFB: 1:0 gegen die Fifa, 1:2 gegen Japan

Deutschlands Fußballer protestieren nun doch bei der WM, verlieren aber ihr Auftaktmatch durch späte Abwehrfehler

  • Maik Rosner, Ar-Rayyan
  • Lesedauer: 5 Min.
Takuma Asano (vorn r.) erzielte gegen Nico Schlotterbeck (l.) und Manuel Neuer das 1:2 für Japan.
Takuma Asano (vorn r.) erzielte gegen Nico Schlotterbeck (l.) und Manuel Neuer das 1:2 für Japan.

Hansi Flick stand ganz vorne in seiner Coachingzone. Etwas verloren sah der Bundestrainer aus, fernab der Bank zehn Meter hinter ihm. Doch Flicks Position am Spielfeldrand möglichst nah an seinen Spielern resultierte aus dem Wunsch heraus, ihnen ein paar Hilfestellungen zu geben. Nur 1:0 stand es nach Ilkay Gündogans verwandeltem Foul-Elfmeter aus der 33. Minute Mitte der zweiten Halbzeit noch immer, und als Gündogan den Ball aus 15 Metern an den Außenpfosten setzte, fasste sich Flick mit beiden Händen vors Gesicht.

Am Ende hatte sich Flick zu Recht gesorgt. Die deutsche Nationalmannschaft hat in ihrem ersten WM-Gruppenspiel doch noch mit 1:2 gegen Japan verloren. Zunächst war Ritsu Doan vom SC Freiburg der Ausgleich gelungen (76.), kurz darauf traf der in Bochum spielende Takuma Asano zum 1:2-Endstand (83.). Wie bei der WM 2018 in Russland beim 0:1 gegen Mexiko und bei der EM 2021 (0:1 gegen Frankreich) verlor die deutsche Mannschaft also erneut ihr Auftaktspiel. Vor den weiteren Gruppenpartien gegen Spanien am Donnerstag und gegen Costa Rica steht sie wegen des drohenden Vorrunden-Aus nun gehörig unter Druck. »Das ist natürlich nicht der Start, den wir uns vorgestellt haben, aber das müssen wir jetzt abschütteln«, sagte Thomas Müller. »Ich bin noch ein bisschen geschockt. Den Druck, gegen Spanien gewinnen zu müssen, hätten wir uns gern erspart.«

Flick hatte eine Aufstellung ohne Leon Goretzka in der Mittelfeldzentrale gewählt. Dafür begann Gündogan neben Joshua Kimmich. Und auch in der Abwehrkette hatte sich Flick gegen den erwarteten Thilo Kehrer als Rechtsverteidiger entschieden und dafür Niklas Süle aufgestellt. Man konnte es auch durchaus überraschend finden, dass Müller von Beginn an dabei war, obwohl er zuletzt verletzungsbedingt kaum hatte spielen können und erst am Samstag ins Mannschaftstraining eingestiegen war.

Bevor die deutsche Mannschaft jedoch überhaupt auflief, hatten die Spieler beim Mannschaftsfoto kurz vorm Anpfiff eine Protestgeste gezeigt, indem sie sich geschlossen mit den Händen den Mund zuhielten. Zudem trugen die Spieler Schuhe mit Regenbogenstreifen. Es war aber vor allem die deutlich sichtbare Mund-zu-Geste, die für Aufsehen sorgte. Sie richtete sich gegen den Fußballweltverband Fifa, der Manuel Neuer und sechs weiteren europäischen Teamkapitänen vor wenigen Tagen untersagt hatte, die »One Love«-Armbinde als Zeichen gegen jede Art von Diskriminierung zu tragen. »Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten«, twitterte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeitgleich mit dem Anpfiff.

Statt der »One Love«-Binde trug Neuer nun die von der Fifa vorgeschriebene mit der Aufschrift »No Discrimination«. Dafür saß Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mit einer bunten »One Love«-Binde auf der Ehrentribüne, direkt neben Fifa-Präsident Gianni Infantino. Es war aus deutscher Sicht ein gefühltes 1:0 im Machtspiel mit der Fifa.

Auch während des Spiels löste der Sport die vielen Debatten dieser politisch aufgeladenen WM also allenfalls bedingt ab. Es fehlte schon anfangs nicht viel, dass die Diskussionen um eine sportliche angereichert worden wären. Denn Japan hatte nach einem Ballverlust Gündogans flink gekontert und durch Daizen Maeda getroffen. Allerdings stand der Stürmer dabei im Abseits, das Tor zählte nicht. Die deutsche Elf fand erst danach besser ins Spiel, gefährlich wurde sie aber nur durch Distanzschüsse.

Dazu passte, dass die Führung aus einem Elfmeter resultierte. Japans Torwart Shuichi Gonda hatte David Raum gefoult, Gündogan verwandelte souverän. Kai Havertz’ vermeintliches Tor zum 2:0 kurz vor der Pause fand dann abseitsbedingt keine Anerkennung. »Wenn man die erste Halbzeit sieht, kann man feststellen, dass wir die Ablenkungen der letzten Tage gut weggesteckt haben«, wollte Thomas Müller auch keine Ausreden in den Debatten um die Armbinde suchen.

Tonangebend war die deutsche Elf, und auch die Konter Japans bremste sie zunächst meist erfolgreich aus. Was sie jedoch verpasste, war, das vorentscheidende 2:0 zu schießen. Beste Chancen waren vorhanden, zunächst durch Jamal Musiala, dann in schneller Folge durch Havertz, den eingewechselten Jonas Hofmann und Serge Gnabry. Doch weil das zweite Tor ausblieb, kam Japan wieder auf. Zunächst rettete Neuer noch gegen Hiroki Ito vom VfB Stuttgart. Doch kurz darauf konnte Neuer Takumi Minaminos Schuss nur in die Mitte abklatschen, Doan schob zum 1:1 ein. Flick stapfte vom Spielfeldrand zurück auf seine Bank.

Dort saß er auch noch, als Asano sich im Laufduell gegen Nico Schlotterbeck durchsetzte und zum 1:2 traf. Vorausgegangen war ein Fehler von Niklas Süle, der sich zu weit hatte zurückfallen lassen. »Niklas muss da aufpassen, er hebt das Abseits auf. Das sind individuelle Fehler, für die wir heute büßen mussten. Die dürfen einfach nicht passieren«, bilanzierte Bundestrainer Flick die Niederlage.

Auch Torschütze Gündogan monierte, dass »wir es dem Gegner zu einfach gemacht haben. Ich weiß nicht, ob jemals bei einer Weltmeisterschaft ein einfacheres Tor als das 2:1 erzielt wurde.« Dabei habe man die Partie vor den Gegentreffern »weitestgehend dominiert. Wir haben unfassbare Möglichkeiten, aber das zweite Tor nicht erzielt. Wie die Gegentore dann in so kurzer Zeit passiert sind, das darf uns einfach nicht passieren.«

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