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- Fußball-WM in Katar
Neymar und Brasilien wollen Pelé den Titel schenken
Die Seleção zaubert sich gegen Südkorea ins Viertelfinale
Als Neymar nach der Achtelfinalpartie gegen Südkorea in Havaianas am Spielfeldrand stand, ging es gleich wieder um Brasiliens schwer krebskranke Fußball-Legende Pelé. Ein Banner wurde dem aktuellen Star der Seleção überreicht, und dieses trug er zu seinen Kollegen, damit sie es gemeinsam mitten auf dem Platz des 974-Stadions von Doha ausbreiten, um so Genesungswünsche an den 82-Jährigen vor dem Fernseher in São Paulos Albert-Einstein-Krankenhaus zu übermitteln. Schon vorher waren im Fanblock der Brasilianer verschiedene Banner für Pelé hochgehalten worden. Nun zeigte ein solches auch die Mannschaft. »Pelé!« stand schlicht darauf – und abgebildet war O Rei, Brasiliens Fußball-König, mit einem Foto von der WM 1970, wie er jubelt.
Das Idol ist gerade sehr präsent für die Brasilianer – natürlich die Seleção, noch mehr, als schon zu normalen Zeiten. Vor dem Anpfiff wurde von Pelé via Instagram übermittelt: »Ich will euch inspirieren, meine Freunde!« Auch wenn unklar ist, ob Pelé derartige Beiträge zurzeit selbst verfasst: Es wirkt, als spielten Pelé und die aktuelle brasilianische Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Katar zumindest im Geiste miteinander Doppelpass. So lange, wie das noch möglich ist. Die Mannschaft von Trainer Tite vermittelt dabei den Eindruck, dass sie einerseits mit Pelé leidet, aber auch vom Wunsch beseelt ist und davon angetrieben wird, ihm mit dem Titelgewinn noch eine letzte große Freude bereiten zu wollen.
»Es berührt mich sehr«, sagte Neymar nach dem Spiel am Montagabend. Er richtete seine besten Wünsche an Pelé und äußerte die Hoffnung, »dass er sich gefreut hat über unseren Sieg«. Sein Kollege Vinícius Júnior schlug nach dem 4:1 (4:0) gegen Südkorea und dem Einzug ins Viertelfinale am kommenden Freitag gegen die Kroaten, die Japan in ihrem Achtelfinale im Elfmeterschießen besiegt hatten, den Bogen vom dreimaligen Weltmeister Pelé zur sportlichen Mission der Seleção bei der WM. »Wir spielen auch für Pelé«, sagte der Flügelflitzer von Real Madrid, »es macht uns stark, an ihn zu denken.« Er hoffe, »dass wir für ihn Weltmeister werden können«.
Nach den Eindrücken des in der ersten Halbzeit rauschhaft erspielten Erfolges scheint die Seleção bereit zu sein für den Angriff auf ihren sechsten WM-Titel nach 1958, 1962, 1970, 1994 und 2002. Das ist jetzt auch das erklärte Ziel vor dem Viertelfinale gegen Kroatien. »Drei Spiele fehlen uns noch«, rechnete Neymar vor und befand: »Wir sind bestens vorbereitet und mental voll darauf fokussiert.« Das gilt auch für den 30-Jährigen von Paris St. Germain selbst, der nach seiner Knöchelblessur gegen Südkorea in die Startelf zurückgekehrt war. Dabei hatte es zunächst gar nicht gut ausgesehen für Neymar, als er nach dem ersten Spiel gegen Serbien sein stark geschwollenes Sprunggelenk präsentiert hatte. Er fürchtete, wieder einmal bei einem großen Turnier wegen einer Verletzung auszufallen.
»Ängste« und »Zweifel« habe er gehabt, berichtete Neymar auf der Pressekonferenz als »Spieler des Spiels«. Umso glücklicher sei er, dass er wieder dabei sein kann. Er spüre »keine Schmerzen« mehr, versicherte der Offensivspieler nach seinem 80-minütigen Einsatz und dankte den Physiotherapeuten, Kollegen und Fans für die Unterstützung. Er wirkte auch auf dem Platz nicht gehandicapt und trat als Teil einer beeindruckenden Mannschaft auf, die Südkorea haushoch überlegen war. Innerhalb von nicht einmal einer halben Stunde schoss die Seleção einen 4:0-Vorsprung heraus: Vinícius Júnior traf nach sieben Minuten zur Führung, Neymar erhöhte sechs Minuten später per Foulelfmeter, Richarlison erzielte in der 29. Minute das 3:0 und Lucas Paquetá sieben Minuten später das vierte Tor. Danach ließen sie es deutlich ruhiger angehen und kassierten in der 76. Minute noch das Gegentor von Seung-Ho Paik.
Jedes ihrer Tore hatten die Brasilianer tanzend in zwei Kreisen gefeiert. Einen Kreis bildeten sie mit dem jeweiligen Torschützen und den anderen Spielern auf dem Platz. Den anderen formten die Ersatzspieler vor der Bank. Nach dem besonders kunstvoll herausgespielten 3:0 von Richarlison ließ sich sogar Tite dazu hinreißen, ein bisschen mitzuwippen im Kreis seiner Ergänzungsspieler. Eingeleitet hatte Richarlison das Tor, indem er den Ball auf dem Kopf jonglierte und dann weiterspielte zu Marquinhos. Über Thiago Silva kam der Ball zurück zu Richarlison, der zu seinem dritten Turniertor vollendete. Der Zauber dieses Tores war der Inbegriff des jogo bonito, des schönen Spiels.
Die Tanzeinlagen danach genauso wie nach den anderen Toren nur Ausdruck der eigenen Freude und nicht etwa einer Respektlosigkeit dem Gegner gegenüber, wie neben Tite auch Paquetá versicherte. Letzterer ist einer aus Brasiliens herausragender Offensive. In dieser ist längst nicht nur Neymar zu besonderen Momenten fähig. Sondern auch alle anderen Torschützen sowie der bei der WM noch torlose Rechtsaußen Raphinha, auch das hatte dieser Auftritt gezeigt. »Alles wird gut«, sagte Neymar, »ich bin sicher, dass wir am Ende gewinnen werden.« Auch für Pelé.
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