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Rekordschütze Hans Lindberg trotzt dem Aus bei den Füchsen

Der Däne trifft und trifft – auch ohne neuen Vertrag

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 4 Min.
Treffsicher: Siebenmeterkönig Hans Lindberg (l.) warf vergangene Saison die meisten Tore in der Bundesliga.
Treffsicher: Siebenmeterkönig Hans Lindberg (l.) warf vergangene Saison die meisten Tore in der Bundesliga.

Sieht doch gut aus. Berlins Handball-Füchse schauen an den Feiertagen von der Bundesliga-Spitze auf die Konkurrenz. Ein neues Gefühl, das sie gern auskosten. Schließlich brachte die 29 Zähler nicht der Weihnachtsmann. »Die Punkte wurden von uns erkämpft«, verkündete mit einem Hauch von Stolz Berlins Kapitän Paul Drux. Herbstmeister! Die bissigen Füchse wälzen sich zumindest ein bisschen in der bisher nicht gekannten Situation.

Jaron Siewert freut sich natürlich auch über den Erfolg, der Trainer aber weiß: »Herbstmeister ist nur eine Momentaufnahme, bis zum Titel ist es noch ein weiter Weg.« Aber mit Denen, Jenen und Dänen könnte der Weg bis dahin schon erfolgreich gegangen werden. Als Galionsfigur der Hauptstädter kristallisiert sich immer deutlicher Hans Lindberg heraus, den die Fans in der Berliner Max-Schmeling-Halle bei jedem Spiel mit dem Ruf huldigen: »Der Hans, der Hans, der Hans, der kann’s!«.

Der dänische Weltmeister wirft das siebente Jahr in Folge die meisten Tore für die Berliner – mit 107 Treffern trug der Rechtsaußen jetzt auch wieder ein gerüttelt Maß zur Herbstmeisterschaft bei. In der vergangenen Saison erhielt der Däne für 243 Treffer den Pokal als bester Torschütze der Bundesliga.

Derzeit ist der 41-Jährige jedoch ziemlich sauer, lässt es sich aber nicht anmerken. Die Füchse haben ihm mit Blick auf sein Alter nämlich keine Vertragsverlängerung mehr angeboten. Dabei verkündete Sportvorstand Stefan Kretzschmar noch im Sommer: »Hans Lindberg ist für mich ein Phänomen. Er ist unfassbar effektiv und eine unglaublich wichtige Persönlichkeit für unsere Mannschaft. Er ist wie ein guter Wein, ich habe das Gefühl, er wird jedes Jahr noch besser.« Ähnlich hatte sich auch Füchse-Manager Bob Hanning geäußert. Aber Vertrag? Denkste!

Das Verhalten seiner Chefs beim Bundesligisten hindern den Oldie allerdings keineswegs daran, weiterhin starke Leistungen für die Füchse auf die Platte zu bringen und für einen Torrausch nach dem anderen zu sorgen. Erst im letzten Spiel der Herbstserie in Gummersbach klinkte Lindberg zehnmal ein. Und wenn der 1,88 Meter große Linkshänder aus Høje-Taastrup gesund bleibt, kann er noch Unglaubliches schaffen. In der ewigen Bestenliste der Torjäger der Bundesligastatistik steht bislang der Südkoreaner Yoon Kyung-shin mit 2905 Treffern ganz vorn, gefolgt von Lindbergs dänischem Landsmann Lars Christensen mit 2875 Toren.

Am 27. Dezember empfangen die Füchse Berlin zum Rückrundenstart den SC DHfK Leipzig in Berlin. Schon da könnte Christensens exklusive Position wackeln, denn mit 2866 Toren hat sich Lindberg auf Sichtweite an den ehemaligen Flensburger herangeworfen. Wenn er weiterhin so treffsicher bleibt, ist auch der Platz ganz oben in der Bestenliste drin. Schließlich fehlen Lindberg bis zum Rekord von Yoon Kyung-shin, der für Gummersbach und Hamburg spielte, nur noch 39 Tore – und 17 Spiele liegen in dieser Bundesligasaison ja noch vor den Füchsen.

Wer einem solch herausragenden Spieler keinen Vertrag gibt, der muss es dicke haben. Hans Lindberg ist natürlich enttäuscht. Er selbst sieht nämlich keine Probleme, auch mit 42 Jahren noch in den Wurfkreis der Gegner zu fliegen: »Früher war meist mit Anfang 30 Schluss. Das hat sich geändert, denn das Training wurde ebenso verbessert wie die Ernährung. Dazu ist die Reha nach einer Verletzung weit besser als noch vor 15 Jahren. Wenn man ordentlich lebt, kann man als Leistungssportler durchaus bis in die Vierziger durchhalten. Als Außenstürmer bekommst du ohnehin nicht ganz so viele Schläge ab wie in der Mitte.«

Sein Talent bekam Lindberg in Island in die Wiege gelegt – sein Vater spielte Handball, seine Mutter war sogar isländische Nationalspielerin im Handball und Fußball. Seine eigene Familie, Ehefrau Jeanette Nielsen und die beiden Söhne Aron und Karl-Philipp, fühlt sich wohl in Berlin. Aber: »Ich muss nun überlegen, ob ich in Deutschland bleibe oder zurück nach Dänemark gehe«, denkt der Handballer über seine Zukunft nach. Über mangelnde Angebote muss er sich bei seiner Treffsicherheit wahrscheinlich nicht beschweren, auch wenn er am 1. August seinen 42. Geburtstag feiert.

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