Widersprüche

TV vorab: »Die Frau vom Checkpoint Charlie«

Ein Roman, den Ines Veith nach den Erlebnissen der ehemaligen DDR-Bürgerin Jutta Gallus schrieb, bildet die Vorlage des zweiteiligen Ufa-Melodrams »Die Frau vom Checkpoint Charlie«. Die Romanfigur Sara Bender ist eine Programmiererin, die die DDR verlassen will, »weil sie hier keine Zukunft hat«, wie es lapidar heißt. Über Rumänien wagt sie den Fluchtversuch mit ihren Töchtern, wird erkannt und verhaftet, von den Kindern getrennt und nach zwei Jahren Haft in den Westen »freigekauft«. Sie verzichtet in Verkennung der Tatsachen auf das Sorgerecht für die Kinder und macht damit den Weg für eine sogenannte »Zwangsadoption« frei. Im Westen setzt sie alle Hebel in Bewegung, um die Ausreise ihrer Kinder zu erwirken, demonstriert in Helsinki (wo sie fast einem Mordanschlag der Stasi zum Opfer fällt) und eben am Berliner Checkpoint Charlie. Am Schluss siegen das Mutterherz und die Gerechtigkeit. Es bleibt eine Tatsache, dass das System in der DDR nicht immer zimperlich mit denen umging, die zu widersprechen wagten, die den Widerspruch lebten, ihrer Individualität einen hohen Stellenwert beimaßen. Aus Skeptikern konnten durch Gängelung und Zwang Gegner werden. Ein solches Schicksal hat Jutta Gallus offenbar erlebt. Angesichts der puren Schwarzweißmalerei dieses Farbfilms bleibt jedoch die Frage, wo der Roman zur künstlerischen Zuspitzung die Wahrheit verließ. Der ganze Film ist in tiefster Moll-Stimmung gehalten, alle Leute in der DDR sind gegen Sara oder wenigstens verdächtig, sie zu verraten. Die Kinder müssen permanent in Pionierkleidung herumlaufen und singen Kampflieder. Unter dem Druck bleibt ein Lachen die Ausnahme. Auch im Westen bekommt Sara nicht die rückhaltlose Hilfe, die sie braucht. Die deutsche Politik versagt auf beiden Seiten gegenüber dem Bürger. Der Kosmopolit Richard Panter (Filip Peeters) bleibt in diesem Spiel die einzige ehrliche Haut. Veronica Ferres gibt der Sara Bender eine hohe Glaubwürdigkeit, auch da, wo sie über ihr Leben zu wenig nachzudenken scheint. Die interessantere Rolle hat Peter Kremer als ihr Partner, Verführer, Verräter Peter, den Kremer bis zum Schluss als einen Zweifler spielt, hin- und hergerissen zwischen seinen Gefühlen und selbstauferlegter Pflicht. Die vielen stimmigen Details im Szenenbild von Lothar Holler können allerdings die grobe Schwarzweißzeichnung in der Inszenierung von Miguel Alexandre nicht vergessen machen. Kaum erkennt er etwas als realistisch wieder, stellt der ...

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