Die EZB erweist den Beschäftigten einen Bärendienst

Warum höhere Zinsen die Verhandlungsposition von Gewerkschaften schwächen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Man kann sich fragen, ob das wirklich nötig war: Am Mittwoch hob die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen nochmal um 0,5 Prozentpunkte an. Der Schritt wurde zwar allgemein erwartet, der Sinn und Zweck bleibt aber fragwürdig.

Mit der Zinsanhebung will die EZB in der Eurozone wie die US-Notenbank Fed in den Vereinigten Staaten die Inflation bekämpfen. Diese ist zwar noch hoch und wird es auch in diesem Jahr weiterhin bleiben. Doch gingen die Teuerungsraten bereits zurück. Und dies lag nicht an den vergangenen Zinsschritten, sondern an den zuletzt wieder gesunkenen Energiepreisen. Das zeigt, dass die derzeitigen Inflationsraten unabhängig von der Geldpolitik der Notenbanken sind. Gleichzeitig riskiert die EZB mit höheren Zinsen, die Konjunktur abzuwürgen. Denn höhere Zinsen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher*innen und das lähmt das Wirtschaftsleben.

Wenn die Konjunktur nicht so rund läuft, wird es für die Gewerkschaften schwerer, hohe Lohnforderungen durchzusetzen. So erweist die EZB mit ihrer Zinsanhebung den Beschäftigten einen Bärendienst.

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