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1. FC Union Berlin: »Der Wahnsinn geht weiter«

Die Köpenicker bleiben nach dem Sieg bei RB Leipzig am FC Bayern dran

  • Matthias Koch, Leipzig
  • Lesedauer: 4 Min.
Union jubelt auch in Leipzig und hängt die RasenBallsportler in der Tabelle ab.
Union jubelt auch in Leipzig und hängt die RasenBallsportler in der Tabelle ab.

Urs Fischer ist ein zurückhaltender Mensch. Aber nach dem 2:1-Erfolg im Bundesliga-Spiel bei RasenBallsport Leipzig gab auch der Trainer des 1. FC Union ungewohnte Worte von sich. »Der Wahnsinn geht weiter«, sagte Fischer am Sonnabend. Die Berliner konnten zum einen den fünften direkten Bundesliga-Vergleich gegen RB in Folge gewinnen. Stets endeten die umkämpften Partien 2:1. Zudem gab es im vierten Jahr der Bundesligazugehörigkeit erstmals fünf Union-Siege am Stück.

Der neue Rekord ging mit dem Erreichen des Saisonziels einher. 40 Punkte sollten ursprünglich gesammelt werden. Nun stehen die Köpenicker nach dem 20. Spieltag bereits bei 42 Zählern. »Wir sitzen hier Anfang Februar und ich kann für die nächste Bundesligasaison planen. Das ist ein Riesen-Gut«, hatte Unions Geschäftsführer Oliver Ruhnert schon vor dem Auftritt in Leipzig mit Stolz in einer Medienrunde gesagt.

Fischer hatte versprochen, dass man ihn im Fall des Reißens der 40-Punkte-Marke nach einem neuen Saisonziel befragen darf. Das passierte in Leipzig. Doch der Schweizer ließ sich noch nicht aus der Reserve locken. Er müsse das erst noch mit seiner Mannschaft besprechen. Auch seine Spieler eierten ein bisschen herum. »Wir werden uns mit der Mannschaft zusammensetzen. Wir genießen den Moment, die Erfolgswelle, auf der wir reiten«, sagte Siegtorschütze Robin Knoche. Immerhin: Union wolle sich »natürlich oben festbeißen«, ließ Linksverteidiger Niko Gießelmann wissen.

Alles andere als die erneute Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb wäre nun sicher eine Enttäuschung. Mit der Conference League und der Europa League kennt sich Union schon aus. Am kommenden Donnerstag steht das Playoff-Hinspiel zum Achtelfinale der Europa League bei Ajax Amsterdam an. In der kommenden Saison wird es vielleicht sogar die Champions League.

Fragen nach der Meisterschaft bleiben da nicht aus. Denn Union ist durch den sechsten Pflichtspielsieg in diesem Jahr weiterhin erster Jäger von Spitzenreiter Bayern München. Doch auch hier wehrt Fischer ab. »Wir sind ein ganz junger Bundesligist und sollten nicht vergessen, wo wir herkommen. Wenn es um Mentalität, Solidarität und Teamgeist geht, können wir mithalten. Wenn es um fußballerische Dinge geht, haben wir Luft nach oben«, meinte Fischer.

Inzwischen haben die Köpenicker ganz im Stile einer Spitzenelf auch so etwas wie den Bayern-Dusel. Dass das vermeintliche Tor der Leipziger zum 2:2 durch Yussuf Poulsen wegen einer Abseitsposition zurückgenommen wurde, sorgte bei den Gastgebern für Unverständnis. »Ich glaube, dass wir in Deutschland den Videobeweis inflationär benutzen. Das ist für mich eine klare Fehlentscheidung«, ärgerte sich Leipzigs Trainer Marco Rose. Für ihn sei durch die Ballberührung des Berliners Aissa Laidouni eine neue Spielsituation entstanden. Fischer bezeichnete die Zurücknahme des Tores als das »nötige Wettkampfglück«.

Und so musste RB nach 18 Pflichtspielen ohne Niederlage in Serie einen Rückschlag hinnehmen. Die 1:0-Halbzeit-Führung durch Benjamin Henrichs (24. Minute) konnte nicht behauptet werden, Janik Haberer per tollem Volleyschuss (61.) und Knoche per Handelfmeter (72.) entrissen den Sachsen die Punkte.

Auf den Rängen schwiegen die 4586 Union-Fans aus Protest gegen RB erneut in den ersten 15 Minuten, weil sie die Leipziger für ein Marketing-Konstrukt halten. Dann gab es den gewohnten Support. Die in der zweiten Hälfte von den Ultras hochgehaltenen Transparente gegen Leipzigs Sport-Geschäftsführer Max Eberl mit der Aufschrift »Red Bull heilt Burnout! Eberl, die Sau wird zum Bullenschwein!« ging vielen aber zu weit. Unions Präsident Dirk Zingler sah sich zu einer Reaktion in den sozialen Netzwerken veranlasst. »Im Namen des Vereins möchte ich mich für die Dummheit einiger weniger entschuldigen: Lass dich nicht unterkriegen, Max Eberl!«, wurde Zingler von seinem Klub zitiert. Eberl hatte Anfang 2022 seine Manager-Tätigkeit bei Borussia Mönchengladbach wegen eines Burnouts beendet – und sich dann für den Job in Leipzig entschieden.

Auch der Leipziger Trainer ergriff Partei für Eberl, der bereits in der vergangenen Woche in der torlosen Partie beim 1. FC Köln mit Schmähplakaten von Kölner Ultras konfrontiert worden war. »Wie lange und wie oft wollen wir den Hohlrollern noch eine Plattform bieten?«, fragte Rose die Medienvertreter. Eine Antwort blieb aus.

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