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Bayern-Niederlage: Nur Sommer hatte gute Laune
Bayern München kassiert gegen Mönchengladbach die zweite Saisonniederlage
Zwischen den vielen grantigen Münchner Gesichtern offenbarte zumindest Yann Sommer gute Laune. Mit bestens bekanntem Zahnpastalächeln zog der Torwart der Bayern seinen Rollkoffer 35 Minuten nach Spielschluss durch das Untergeschoss des Borussia-Parks. »Ich gehe kurz zu den Jungs rüber, sorry«, entschuldigte der Schweizer Ballfänger, unterwegs zur Kabine der früheren Gladbacher Teamkollegen, seine Eile in der Interviewzone – die außer ihm nur schweigende, frustrierte oder aufgebrachte Bayern-Akteure erlebte.
Offensivkraft Thomas Müller (»scheiß Spielverlauf«) etwa begnügte sich nach dem 2:3 in Gladbach zur Abwechslung mit einer Rolle als Kurz-Kommentator. Und Chefcoach Julian Nagelsmann entlud seinen Frust über Referee Tobias Welz und das Schiedsrichtergespann, die er kurz zuvor in deren Kabine aufgesucht hatte, mit dem Ausruf: »Weichgespültes Pack!«. Ehe er sich später via Twitter für seine Wortwahl gegenüber den Unparteiischen entschuldigte.
Da sei er »leider eindeutig zu weit gegangen«, ruderte Nagelsmann reumütig zurück. Nach einer Partie, in der die Rote Karte gegen Innenverteidiger Dayot Upamecano nach neun Minuten die Bayern bei ihrem Angstgegner so aus dem Tritt brachte, dass am Ende die zweite Niederlage der Saison stand. Und Mittelfeldmann Joshua Kimmich mit Blick auf die in diesem Jahr geballte Liga-Konkurrenz direkt eine Woche weiterdachte.
Am kommenden Sonntagabend gastiert mit Union Berlin jener Kontrahent in München, der den Bajuwaren in den ersten knapp zwei Dritteln der Runde am engsten auf die Pelle gerückt ist. Beim 1:1 im ersten Duell in der Alten Försterei ließ das Nagelsmann-Ensemble im Spätsommer bereits Federn. Und so blies Kimmich im Borussia-Park vorsorglich schon mal die Backen auf und erwähnte mit grimmiger Miene: »Wichtig ist, dass wir am nächsten Sonntag nach unserem Spiel Erster sind.« Nicht zu vergessen dabei: »Das haben wir in der eigenen Hand.« Union Berlin verpasste es am Sonntag durch das 0:0 gegen Schalke, den Patzer der Bayern zu nutzen und die Tabellenspitze zu übernehmen.
Aufmüpfige Gegner im geeigneten Moment deutlich in die Schranken zu weisen, ist eine der Münchner Lieblingsdisziplinen. In der Vergangenheit mussten dies häufiger die Dortmunder erfahren, die sich bevorzugt in der Heimstätte des FCB heftige Watschn einfingen. Die Leverkusener erlebten es im eigenen Stadion, als die Bayern sie im Oktober 2021 dort mit 5:1 filetierten, mit allen fünf Treffern der Gäste in den ersten 37 Minuten. Und ein Jahr später vermöbelten sie die Freiburger, mit einem frechen Zwei-Punkte-Vorsprung auf den Abonnementsmeister angereist, in München mit 5:0.
Der große Unterschied zu den vielen vorangegangenen Spielzeiten: Diesmal scharrt hinter den Bayern gleich eine Handvoll Konkurrenten anhaltend mit den Fußballstiefeln. Selbst Frankfurt auf Rang sechs liegt nur fünf Punkte zurück. Die Bayern müssen sich diesmal also multiplem Widerstand erwehren. Hinzu kommen die Sonderauftritte auf internationaler Bühne – wo sich der FCB mit dem 1:0 bei Paris Saint-Germain am vergangenen Dienstag in eine gute Ausgangsposition gebracht hat.
Das Rückspiel um den Einzug ins Viertelfinale der Champions League steigt am 8. März. Neben dem Duell mit den Eisernen aus der Hauptstadt steht für die Münchner vorher noch der Auftritt bei den frisch erstarkten Stuttgartern an, die ihnen im Hinspiel ein 2:2 abluchsten. Und feststeht bei all dem, dass die Bayern momentan verstärkt auf ihren Energiehaushalt achten müssen.
»Die Rote Karte kam recht früh, das wird dann schon schwer«, resümierte Julian Nagelsmann, der im Borussia-Park zudem feststellte: »Mit dem Spiel in Paris im Rücken waren am Ende die Kräfte ein bissl weg. Das war nicht einfach.« Und etwas einfacher hatten es dadurch die Gladbacher, um gegen ihre ausgelaugten Gäste zu einem Strauß an Chancen und drei Treffern zu kommen.
Für die wankelmütige Fohlenelf sind die Europapokalplätze trotz des schönen Erfolgs noch ein gutes Stück entfernt. Deshalb sprach deren Trainer Daniel Farke diesmal vor allem auch im Namen der fünf Bayern-Jäger, als er den Kollegen Nagelsmann mit dem freundlichen Wunsch in Richtung Freistaat entließ: »Julian, alles, alles Gute – gerade für Europa.« In der Bundesliga, konnte man Farkes Abschiedsworte interpretieren, darf nach zehn Jahren dagegen gerne mal wieder ein anderer Verein als Bayern München Ende Mai die Meisterschale in die Luft stemmen.
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