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Missbrauchsvorwürfe: Hempel verklagt den DSV

Der frühere Wasserspringer Jan Hempel warf seinem Trainer jahrelangen sexuellen Missbrauch vor – nun will er den DSV auf Schmerzensgeld verklagen

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Der frühere Wasserspringer Jan Hempel erhob in der ARD schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Trainer.
Der frühere Wasserspringer Jan Hempel erhob in der ARD schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Trainer.

Der frühere Wasserspringer Jan Hempel (51) will den Deutschen Schwimm-Verband auf Schmerzensgeld und Schadenersatz in Millionenhöhe verklagen. Das berichtete die »Sportschau« am Sonntag. Hempel hatte in einer ARD-Dokumentation seinem mittlerweile verstorbenen Trainer jahrelangen sexuellen Missbrauch vorgeworfen. In der Klage soll von 1200 Fällen in mehr als 14 Jahren die Rede sein.

»Die Organisation Deutscher Schwimm-Verband hat völlig versagt in der Überwachung und in der Kontrolle ihrer Trainer«, sagte Hempels Anwalt Thomas Summerer im »Sportschau«-Interview: »Es gab nur Vertuschung. Dieses Organisationsverschulden führt dazu, dass ein Verband haftet.«

Hempel selbst wollte sich zu der geplanten Klage, die nach Informationen der »Sportschau« am Landgericht Kassel (DSV) oder Dresden (zuständig für Hempels Heimatort Meißen) eingereicht werden soll, nicht äußern. Anwalt Summerer, der seit Jahren auch für die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein um Schadenersatz nach einer angeblich ungerechtfertigten Dopingsperre kämpft, betonte: »Wir ziehen das durch, und wenn es zehn Jahre dauert.«

Der DSV teilte mit, dass »über Entschädigungszahlungen oder finanzielle Unterstützung von Geschädigten beraten« worden sei, »Hilfsmöglichkeiten finanzieller Art nach aktueller Rechtslage aber begrenzt« seien. »Gemeinnützige Sportverbände dürfen Mittel nur ausgeben für Dinge, die ihrem satzungsgemäßen Zweck entsprechen, also der Gemeinheit zugutekommen«, hieß es in der Stellungnahme des Schwimmverbandes.

»Das betrifft den gesamten Sport. Wir sind daher mit anderen Institutionen wie dem BMI, dem DOSB oder auch Athleten Deutschland bereits im Austausch darüber, wie die Möglichkeit eines angemessenen materiellen Ausgleichs aussehen könnte«, sagte Vizepräsident Wolfgang Rupieper. Stiftungen oder Fonds wären möglich. »Wir sind da auf einem guten Weg. Denn grundsätzlich ist klar, dass eine Wiedergutmachung erfolgen muss.«

Der Fall Hempel hatte im Sommer 2022 für Aufsehen gesorgt. In der Dokumentation »Missbraucht« hatte der viermalige Europameister und Olympia-Silbermedaillengewinner von 1996 über sexuellen Missbrauch unter anderem während der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona gesprochen. Hempel hatte die Verbandsspitze nach eigener Darstellung 1997 von den Vorgängen unterrichtet.

Der DSV suspendierte nach den Vertuschungsvorwürfen Bundestrainer Lutz Buschkow, der von den Übergriffen gewusst, aber nichts dagegen unternommen haben soll. Buschkow beteuerte, erst durch die ARD-Doku von Hempels Vorwürfen erfahren zu haben. Am 1. März nahm eine unabhängige Aufarbeitungskommission ihre Arbeit auf, die sich laut Rupieper mit »allen in der ARD-Dokumentation im August 2022 benannten Fällen« beschäftigen werde.

»Wir stellen uns der Verantwortung in aller Konsequenz. Ich hoffe, dass möglichst viele Betroffene ihre Scham überwinden können und die Gelegenheit nutzen, sich an die unabhängige Kommission zu wenden. Und ihre Vorfälle schildern, um dann ein großes Bild der Verfehlungen zu erhalten«, sagte Rupieper. SID/nd

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