Syrer im Ländle

Schwäbisches Dorf wählt Ryyan Alshebl aus Syrien zum Bürgermeister

  • Christopher Wimmer
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Menschen im kleinen Dorf Ostelsheim im Landkreis Calw in Baden-Württemberg haben Ryyan Alshebl zum Bürgermeister gewählt. Wie die Gemeinde mitteilte, erhielt der syrische Geflüchtete mit 55,41 Prozent der Wählerstimmen die absolute Mehrheit.

Die Erfahrungen im Wahlkampf beschrieb der 29-Jährige als »überwiegend positiv«. Nach seinem Wahlsieg sagte er dem SWR: »Ostelsheim hat heute ein Zeichen der Toleranz und der Weltoffenheit für ganz Deutschland gesetzt.« In der Gemeinde mit rund 2500 Einwohner*innen sei Wirklichkeit geworden, was bislang überhaupt nicht selbstverständlich sei, so Alshebl weiter.

Alshebl wurde 1994 im südsyrischen as-Suwaida als Sohn einer Gymnasiallehrerin und eines Agraringenieurs geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Finanzwissenschaft und Bankbetriebslehre, stand 2015 jedoch »wie viele Menschen meiner Generation in Syrien vor einem Dilemma«, wie er auf seiner Homepage schreibt: »Entweder muss ich den Kriegsdienst leisten und mich im Krieg verheizen lassen oder das Land verlassen und mich einem ungewissen Schicksal hingeben.« Alshebl entschied sich und floh 2015 aus Syrien.

Seit sieben Jahren arbeitet er als Verwaltungsangestellter im Rathaus der baden-württembergischen Gemeinde Althengstett. Ehrenamtlich engagiert er sich als Leiter der Abteilung Breitensport im örtlichen Sportverein. Seit 2017 ist er zudem Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Zur Bürgermeisterwahl trat er jedoch als unabhängiger Kandidat an. Als Bürgermeister hat er nun vor, nach Ostelsheim zu ziehen. Schwerpunkte seiner Arbeit sollen die Digitalisierung der Verwaltung, Vereinfachung von Bürokratie und mehr Angebote für Senior*innen werden. Auch möchte er den Ortskern von Ostelsheim aufwerten und die Arbeit der Kirchen unterstützen. Der wohl der erste syrische Bürgermeister im Südwesten Deutschlands hat sich also viel vorgenommen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -