- Berlin
- Ungeklärter Mord in Neukölln
Keine Gerechtigkeit für Burak
Vor elf Jahren wurde der Berufsschüler Burak Bektaş erschossen. Der Mordfall bleibt unaufgeklärt
Am Abend des 6. April 2012 wurde Burak Bektaş in Neukölln auf offener Straße erschossen. Er ist mit drei Freunden im Gespräch, als ein Unbekannter mit einer Pistole auf die Gruppe schießt. Während zwei seiner Begleiter schwer verletzt überleben, stirbt Bektaş kurz darauf im Krankenhaus.
Es ist der »Initiative für die Aufklärung für den Mord an Burak Bektaş« zu verdanken, dass der ungeklärte Mordfall mitten in Neukölln nicht ins Vergessen gerät. Bereits 2018 wurde in der Nähe des Tatorts an der Kreuzung Rudower Straße/Ecke Möwenweg ein Denkmal für das Mordopfer eingeweiht. An diesem Platz fand am Mittwochnachmittag zum elften Todestag von Bektaş eine Gedenkveranstaltung statt. Die Organisator*innen sind überzeugt, dass der Mord einen rechten Hintergrund hat.
»Ein weißer Mann kam, schoss auf eine Gruppe von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte und verschwand. Die Ermittlungsbehörden konnten bereits zu Beginn der Ermittlungen alle möglichen Mordmotive ausschließen, bis auf eins: Rassismus«, sagt ein Mitglied der Gedenkinitiative gegenüber »nd«. Die Kundgebung will auch auf die weiterhin aktive rechte Szene in Neukölln aufmerksam machen. Am 8. März wurde das Denkmal für Bektaş von Unbekannten mit einem Hakenkreuz beschmiert. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits eine Woche nach der Einweihung bewarf ein Unbekannter das Denkmal mit Chemikalien, 2021 wurden Hakenkreuze und der Schriftzug »AfD« auf das Denkmal gesprüht.
»Dieser Angriff richtet sich gegen das Erinnern und Kämpfen gegen Rassismus und Faschismus«, gibt sich die Aktivistin der Gedenkinitiative überzeugt. Sie macht darauf aufmerksam, dass der Titel des Denkmals »Algorithmus für Burak und andere Fälle« heißt. »Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass rechte Gewalt eben längst kein Einzelfall mehr ist.« Daher spielt auf der Gedenkveranstaltung auch ein zweites Opfer rechter Gewalt in Neukölln eine große Rolle. Am 20. September 2015 wurde der Brite Luke Holland in einer Kneipe in Neukölln von einem rechten Einzeltäter erschossen, der sich zuvor echauffiert hatte, dass in der Lokalität zu wenig Deutsch gesprochen werde. Mittlerweile haben Recherchen von antifaschistischen Initiativen ergeben, dass sich der verurteilte Mörder von Luke Holland in der Nähe des Ortes, an dem Bektaş starb, häufig im Garten seiner Schwester aufhielt.
Doch bisher konnte die Tat nicht aufgeklärt werden. Die Antirassist*innen erhoffen sich weitere Aufklärung von dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der die rechte Anschlagserie in Neukölln aufarbeiten soll. Die Beschäftigung mit den Morden an Holland und Bektaş steht dort noch bevor. »Solange der Mord an Burak und der Mordversuch an seinen Freunden nicht aufgeklärt ist, werden wir keine Ruhe geben. Mit uns wird es keinen Schlussstrich geben«, erklärt die Aktivistin der Initiative selbstbewusst.
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