Regionalliga Nordost: Der BFC Dynamo und Millionen von Kai Wegner

Mit einem neuen Oberberliner und Energie Cottbus gegen die Düsternis in der Viertklassigkeit

  • Frank Willmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Nach dem Pokal-Aus bei Sechstligist Sparta Lichtenberg bekam der BFC Dynamo von seinen Fans eine Gelb-Rote Karte.
Nach dem Pokal-Aus bei Sechstligist Sparta Lichtenberg bekam der BFC Dynamo von seinen Fans eine Gelb-Rote Karte.

Am Sonntag konnte man in Berlin-Hohenschönhausen wunderbar beobachten, wie ein Team grundlos in katatonische Starre fällt, während das andere ohne erkennbares Motiv plötzlich wieder so tut, als könne es kicken.

Ballhaus Ost
Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.

BFC Dynamo gegen Rot-Weiß Erfurt lautete die Ansetzung, die für viele Heuschnupfen-Patienten die Pollensaison eröffnete. Mehr als 600 Erfurter Anhänger sahen die ersten zehn Minuten allein zu, weil die große Mehrheit der rund 2000 BFC-Fans – egal ob Ultra, Kutte, Hooligan oder VIP – der Mannschaft die Gelb-Rote Karte zeigte und den Spielbeginn boykottierte. Diese Maßnahme schien vielen BFC-Menschen angebracht, alldieweil Dynamo kürzlich mit 1:5 beim Sechstligisten Sparta Lichtenberg im Berliner Pokal ausgeschieden war.

Dem BFC steht ein großer Umbruch bevor. Neben Abwehrschreck Beck werden viele in die Jahre gekommene Spieler den Klub verlassen, der mit neuen Kräften anzugreifen gedenkt. Auch Erfurt, seit satten fünf Jahren in der Insolvenz, wird seine besten Kicker verlieren. Welches Jungtalent möchte sich schon für zwei Margarinebrote in der vierten Liga die Füße von Dampfwalzen plätten lassen, wenn aus der dritten Liga die Verdoppelung der Bezüge winkt?

»Die Fans sind eine Macht, wer keine hat, gut Nacht. Und sind es auch nur sieben oder acht, es sind Fans, und Fans sind eine Macht«, flötet oft und gern DDR-Rotkehlchen Frankiboy Schöbel und gewann damit bereits diesen und jenen Pokal. Unter anderem 1977 den Schweizer Jupitermännchenhenkeltopf, wie mir gestern Bürger unserer schönen Stadt Berlin glaubhaft versicherten, als wir gemeinsam friedlich dem BFC Dynamo beim RWE-Besiegen zusahen – bis aus dem Stadionlautsprecher die Kunde knarzte, die SPD-Mitgliederbefragung täte wohl die CDU-SPD an die Hebel der Macht in der Hauptstadt torpedieren. Und die Botschaft lautete: Der kahlköpfige Kai vom Jupiter wird neuer Oberberliner.

In Hohenschönhausen sieht man es mit Freude, weil besagter Außerirdischer jüngst den Gabentisch deckte und dem BFC einige Milliönchen zur Stadionsanierung versprach. Wir sind gespannt, ob er sich in den nächsten Tagen noch daran erinnern kann, wenn der politischen Wirklichkeit die außerterrestrische Berliner Realität begegnet. Pollenflug, Jupiterkai, RWE-Versenkung – was für ein Sonntag!

Ja, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Regionalliga Nordost ist derzeit eine recht spannende Sause, obgleich die Cottbuser Wollitz-Knechte nun drei Punkte vor Erfurt liegen und nur ihre restlichen fünf Spiele gewinnen müssen, um Franky Schöbels 1977er Jupitermännchenhenkeltopf abzukriegen. Aber wehe, der nordöstliche Regionalligameister darf nicht direkt aufsteigen! Haben sich die ostdeutschen Vereine in bester Zonenduckmäusermanier von Westelbien doch vorschreiben lassen, wer sich am Honigtopf der Sieger laben darf. So wartet im finstren Juni wahrscheinlich der Münchner Vorortclub aus Unterhaching auf Energies Knochenbrecher. Sind wir in der Relegation dann trotz Dunkelmunkel-Wollitz für Cottbus? Wahrscheinlich schon. 

Mit ziemlicher Sicherheit wird der FSV Zwickau nach dem sonntäglichen Becherwurf samt Spielabbruch in die Regionalliga absteigen. Vielleicht wird der Hallesche FC gleich mit versenkt? Soll doch, bitte schön, Cottbus in die dritte Liga, oder wollt ihr die totale fußballerische Düsternis im Osten? Franzi G., mach Lack! Du weißt doch, wie Machterhalt um jeden Preis geht! Das darf dann auch gefeiert werden, aber niemals vergessen: Vorm Saufen was Essen! Am besten schwarze Wurst mit roter Soße.

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