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Trump wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt
Ex-USA-Präsident muss Millionen-Entschädigung zahlen
Ein New Yorker Gericht verurteilte Ex-Präsident Donald Trump dazu, der US-amerikanischen Autorin E. Jean Carroll wegen eines Sexualdelikts und wegen Verleumdung eine Entschädigung in Höhe von fünf Millionen US-Dollar (rund 4,5 Millionen Euro) zu zahlen. Der 76-Jährige war von Carroll beschuldigt worden, sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Luxuskaufhaus vergewaltigt zu haben. Da die Vorwürfe strafrechtlich verjährt sind, zog Carroll vor ein Zivilgericht. Die Jury wertete den Vorfall als sexuellen Missbrauch, der Vorwurf der Vergewaltigung wurde zurückgewiesen. Der ehemalige US-Präsident hat angekündigt, gegen seine Verurteilung in Berufung zu gehen.
Auf seiner Social-Media-Plattform »Truth Social« sprach Trump von einer politisch motivierten »Hexenjagd« gegen ihn und behauptetete, keinen fairen Prozess bekommen zu haben. Vor Gericht war er nicht erschienen. Sein Anwalt Joseph Tacopina zeigte sich erleichtert, dass Trump immerhin »nicht als Vergewaltiger« gebrandmarkt sei. Es ist das erste Mal, dass Trump wegen Vorwürfen sexueller Gewalt rechtlich belangt wurde; es gibt weitere Vorwürfe zu sexuellem Fehlverhalten seitens zahlreicher anderer Frauen. In einer Stellungnahme erklärte die Klägerin E. Jean Carroll, sie habe ihren Namen reinwaschen wollen. »Dieser Sieg ist nicht nur für mich, sondern für jede Frau, die gelitten hat, weil ihr nicht geglaubt wurde.«
Dieser Zivilprozess ist nur eines von vielen rechtlichen Problemen. Gegen den Ex-Präsidenten laufen mehrere juristische Ermittlungen. So steht er als erster ehemaliger US-Präsident strafrechtlich vor Gericht, es geht um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin. Auch seine Rolle bei der Erstürmung des US-Kapitols in Washington im Januar 2021 wird derzeit untersucht.
Für seinen erneuten Anlauf auf das Weiße Haus gestalten sich diese Vorwürfe als große politische Unsicherheit. Denn diese juristische Schlappe könnte verheerende Auswirkungen auf Trumps künftigen Wahlkampf haben und enormen politischen Schaden für ihn und seine Partei bedeuten. Bislang kandidiert Trump für die Kandidatur der Republikaner, um für sie in das Rennen um die Präsidentenwahl 2024 zu ziehen. Bisherige Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Joe Biden und Trump voraus. Demografisch ist jedoch ein Unterschied erkennbar: Trump ist bei Männern beliebter als bei Frauen. Laut den neuesten Wahlumfragen von »Washington Post« und ABC News votierten 44 Prozent der befragten Frauen für den Biden und 41 Prozent für Trump. Bei den Männern lag Trump mit 48 Prozent an der Spitze, während der amtierende Präsident Biden 31 Prozent Zustimmung erhielt. 2016 kostete die Aussage »Grab them by the pussy« (Begrapscht Frauen an ihren Genitalien) Trump fast die Präsidentschaft. Seine Verurteilung zu sexuellem Missbrauch könnte nun eine ähnliche Tragweite haben.
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