Berlin bekommt drei autofreie Sommerstraßen

Drei Straßen sollen über den Sommer verkehrsberuhigt werden. In Charlottenburg werde das Senatsprojekt nicht richtig genutzt, so die Kritik.

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin bekommt drei autofreie beziehungsweise verkehrsberuhigte Sommerstraßen. Seit Ende April ist der nördliche Abschnitt der Steinmetzstraße in Schöneberg für Autos gesperrt. In der Ackerstraße in Mitte wird der motorisierte Verkehr seit dem vergangenen Wochenende auf einem rund 50 Meter langen Abschnitt auf eine eingeengte Fahrbahn gelenkt, sodass Fußgänger*innen mehr Platz haben, um Galerien und Cafés an der Straße zu nutzen. Und die bereits bestehende Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg wird am 1. Juni nördlich der Schillerstraße um 75 Meter verlängert.

Das Projekt Sommerstraßen ist ein noch unter der vorherigen grünen Senatsmobilitätsverwaltung geplantes Modellprojekt, das »die Aufenthaltsqualität in kleineren Wohn- und Nebenstraßen temporär erhöhen« soll, wie Verkehrsverwaltungssprecherin Sara Lühmann auf nd-Anfrage mitteilt.

In Charlottenburg sind jedoch nicht alle mit der Umsetzung einverstanden. Frederike-Sophie Gronde-Brunner, Sprecherin für Verkehr der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung, hält es für einen »schlechten Scherz« des Grünen-Bezirksstadtrats Oliver Schruoffeneger, dass ausgerechnet die Wilmersdofer Straße ausgewählt wurde. Die Verlängerung der Fußgängerzone war ohnehin für den Herbst geplant und wird nun einfach vorgezogen. »Eigentlich sollte man doch Straßen benennen, die es extra gibt«, sagt sie zu »nd«.

Schruoffeneger selbst sagt zu »nd«: »Ich hätte das auch nicht Sommerstraße genannt.« Eigentlich hätte der Mierendorffplatz Teil des Senatsprojekts werden sollen. Aber das habe nicht geklappt, da eine Initiativgruppe, die sich dort um die Gestaltung kümmern wollte, abgesagt habe. Um eine »nutzerfreundliche und attraktive Ausgestaltung der Sommerstraßen« zu gewährleisten, »wird ein entsprechendes bürgerschaftliches Engagement als eine Voraussetzung angesehen«, erklärt Lühmann von der Senatsverwaltung. Es braucht also Ehrenamtliche, die sich um Begrünung, Pflege der Sitzmöbel oder Veranstaltungen kümmern.

Weitere Regularien habe der Senat jedoch erst Anfang April bekannt gegeben, zum Beispiel, wie mit Lieferverkehr und Stadtreinigung umzugehen sei. Für die Initiative sei das »in der Kürze der Zeit nicht machbar« gewesen, sagt Schruoffeneger. Dafür habe sich aber die Arbeitsgemeinschaft Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße bereit erklärt, mitzumachen.

Gronde-Brunner glaubt, dass es noch in anderen Straßen im Bezirk Potenzial gegeben hätte, zum Beispiel am Stuttgarter Platz, und dass der Stadtrat sich mit dieser zweiten Wahl »einen schlanken Fuß« mache.

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