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Strafe für Valencia im Rassismus-Skandal um Fußballstar Vini Jr.
Spaniens Fußballverband schließt Valencias Fans nach rassistischen Sprechchören gegen Real Madrids brasilianischen Star aus
Valencia. Der spanische Fußball-Verband (RFEF) hat den FC Valencia am Mittwoch wegen rassistischer Beleidigungen des brasilianischen Nationalspielers Vinicius Junior mit einem Teilausschluss von Fans bestraft. Wie der Verband mitteilte, dürfen für fünf Spiele keine Zuschauer auf die Südtribüne des Mestalla-Stadions. Es gelte als erwiesen, dass es im Spiel gegen Real Madrid zu rassistischen Beschimpfungen gegen Real-Stürmer Vinicius gekommen sei, die den normalen Spielverlauf gestört hätten und als sehr schwerwiegende Vergehen einzustufen seien, begründete der Verband die Entscheidung. Tags zuvor waren drei Personen festgenommen worden, denen Hassverbrechen zur Last gelegt wird. Sie sollen Vinicius rassistisch beleidigt haben. Nach einem Verhör wurden sie unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt.
Fall sorgt international für Aufsehen
In Internetvideos ist zudem seit Sonntag zu sehen, wie ein ganzer Block den Stürmer mit »Affe, Affe«-Rufen diffamiert hatte. Vinicius Jr. zeigte zudem während des Spiels auf einen Fan, der ihn ebenfalls rassistisch beleidigt haben soll. Daraufhin kam es zu einem Gerangel zwischen Spielern, in dem Valencias Hugo Duro den Brasilianer am Hals packte und würgte. Vinicius befreite sich mit einem Schlag in Duros Gesicht und wurde später dafür vom Schiedsrichter mit einem Platzverweis bestraft, während sein Angreifer weiterspielen durfte.
Der Star von Real Madrid entgeht nun jedoch einer sonst üblichen weiteren Sperre, da der RFEF am Dienstag die Rote Karte annullierte. Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea hatte die Gesamtsituation nicht umfassend beurteilen können, weil ihm vom Team der Videoschiedsrichter (VAR) nur Bilder vom Schlag, nicht aber der Vorgeschichte gezeigt worden waren. Berichte, nach denen der VAR gefeuert worden sei, wurden vom RFEF bislang noch nicht bestätigt.
Wegen der rassistischen Vorfälle, die der Schiedsrichter im Spielbericht festgehalten hatte, wurden dem FC Valencia 45 000 Euro Strafe auferlegt. Der Klub legte am Mittwoch Berufung dagegen ein und bezeichnete das Strafmaß als »ungerecht und unverhältnismäßig«.
Der Fall hatte auch international Aufsehen erregt, weil Vinicius der spanischen Profiliga auf Twitter nach dem Spiel vorgeworfen hatte, Rassismus im Fußball als »normal« zu betrachten. Liga-Chef Javier Tebas wies diesen Vorwurf zurück und betonte, diese Saison habe man neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt. Bei acht davon sei Vinicius das Opfer der Anfeindungen gewesen. Tatsächlich ist der Brasilianer Ziel einer rassistischen Kampagne geworden: Seit dem 30. Dezember wurde er in Valladolid, bei Atlético Madrid, auf Mallorca sowie in Osasuna, Sevilla und Barcelona immer wieder mit Sprechchören, Bannern und aufgehängten Puppen beleidigt. Er selbst veröffentlichte nun einen Zusammenschnitt dieser Taten, auf denen teils Tausende Fans rassistische Gesänge anstimmen. »Aber die Rede ist immer von ›Einzelfällen‹, ›einem Fan‹. Nein, das sind keine Einzelfälle«, schrieb der 22-Jährige in seinem Tweet.
Twitter-Fehde mit Liga-Chef
Tebas hatte Vinicius noch am Sonntag vorgeworfen, sich nicht genug über die begrenzten juristischen Kompetenzen der Liga informiert und Gesprächsangebote ausgeschlagen zu haben. »Anstatt Rassisten zu kritisieren, taucht der Präsident der Liga erneut in den sozialen Medien auf, um mich anzugreifen. Ich bin nicht Ihr Freund, um über Rassismus zu debattieren. Ich will Taten und Strafen. Hashtags interessieren mich nicht«, konterte der Brasilianer.
Unterdessen demonstrierten nicht nur brasilianische Fußballfans vor dem spanischen Konsulat in São Paulo und forderten Aktionen der spanischen Regierung, wie die Zeitung »Folha de S. Paulo« am Dienstagabend berichtete. In Rio de Janeiro blieb die nachts sonst hell erleuchtete Cristus-Statue aus Protest für eine Stunde im Dunkeln. Die Anfeindungen wurden sogar vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und vom spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez scharf kritisiert. Führende konservative Politiker in Spanien verurteilten ebenfalls jede Art von Rassismus, wiesen aber den Vorwurf von Vinicius zurück, Spanien gelte inzwischen unter anderem in Brasilien als »Land der Rassisten«. dpa/nd
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