Hasenheide: Fitnessprogramm für die Steppe

Um den beliebten Park in Berlin-Neukölln klimaresilient zu machen, sollen Bäume gepflanzt und Brunnen gebohrt werden

Trocken, staubig und doch extrem beliebt: Die Neuköllner Hasenheide Mitte Juni
Trocken, staubig und doch extrem beliebt: Die Neuköllner Hasenheide Mitte Juni

»So eine große grüne Lunge wie hier ist natürlich ideal, um auch die Temperaturen zu senken«, sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) am Mittwoch in der Neuköllner Hasenheide. Doch Mitte Juni ist es schon nicht mehr wirklich das Grüne, das im beliebten Berliner Park dominiert: Der hohe Besuch steht auf trockenem Boden, nach Wochen ohne Regen ist die Farbe des Rasens ins Strohgelbe gekippt – zumindest dort, wo er überhaupt noch wächst.

Die Klimakatastrophe hinterlässt ihre Spuren in der Hasenheide, genauso wie in zahllosen anderen Parks in Deutschland. Abhilfe leisten soll das Bundesprogramm »Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel«. Rund 200 Millionen Euro stehen ab Donnerstag zur Verfügung, um die sich Kommunen bundesweit mit ihren Projekten bewerben können. »Damit kann Wasser in die Stadt gebracht werden, damit können Parks umgebaut werden«, zählt Geywitz auf. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ergänzt: Die Hitzeschutzinseln der Städte sollen erhalten, besonders vulnerable Gruppen vor Hitze geschützt, die Speicherung von Wasser gefördert werden. Etwa fünf Millionen Euro flossen aus dem Bundesprogramm im vergangenen Jahr in die Hasenheide. Das Geld ist bitter nötig, erklärt Jochen Biedermann (Grüne), der zuständige Bezirksstadtrat in Neukölln: »Die Wiesenflächen, die hier vertrocknet sind, die sind das, was ins Auge springt. Aber auch darüber hinaus geht es der Hasenheide schlecht.« In den vergangenen drei Jahren habe man zehn Prozent des Baumbestands im Park fällen müssen, nur ein Drittel der übrigen würden noch keine Schäden aufweisen.

Im ersten Bauabschnitt seien nun 32 neue Bäume durch den Bezirk angepflanzt worden. »Um Erfahrungen zu machen«, setze man in der Hasenheide auf unterschiedliche Baumtypen, Substrate und Rasengutmischungen – ganz im Sinne eines Pilotprojekts. Obwohl ein relativ feuchtes Frühjahr hinter Berlin liege, sorge die Trockenheit für große Probleme im Park, so Biedermann. Auch wenn alles dafür getan werde, so viel Wasser wie möglich in der Hasenheide zu halten, gelte für sie wie auch für andere Grünflächen im Bezirk: »Wir werden nicht umhinkommen, mit zusätzlicher Bewässerung zu arbeiten.«

Im zweiten Bauabschnitt sei dementsprechend die Aushebung mehrerer Brunnen geplant. Erste Probebohrungen haben laut Biedermann bereits stattgefunden. Im dritten und vierten Bauabschnitt will der Bezirk das, was zuvor im Kleinen erprobt wurde, einige Nummern größer ziehen: Rund 600 neue Bäume, Tausende Sträucher und mehrere Hektar Rasen sollen dann neu angepflanzt werden, »um die Hasenheide fit zu machen«. Insbesondere für ältere Menschen sollen schattige Orte entstehen.

Beim Umbau der Hasenheide stünden die Verantwortlichen »unter enormem Stress«, sagt Biedermann. Man wolle den hohen Ansprüchen an den viel benutzten Park gerecht werden, zugleich werde die Zeit angesichts der Klimakatastrophe immer knapper. Der Bezirk sei nicht in der Lage, die Aufgabe ohne Unterstützung zu lösen: »Eigentlich ist so ein Parkumbau natürlich ein Projekt für Generationen.« Es ist aber auch die vom Bund bereitgestellte Finanzierung, die den Druck auf das Neuköllner Projekt erhöht. Die Mittel stehen lediglich bis 2025 zur Verfügung.

Wie groß die Hoffnungen sind, die auf dem Umbau ruhen, macht auch der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) deutlich. Das Gebiet um den Park sei dicht besiedelt. Alle Menschen hier seien auf den Park angewiesen und könnten ihre freie Zeit nicht nur auf Betonflächen verbringen. »Das eine ist die Klimaresilienz, das andere ist die Möglichkeit für Naherholung«, hält Hikel fest. Schon zur Kaiserzeit habe der Park diese wichtige Funktion erfüllt und solle dies auch in Zukunft noch tun. Im Moment aber sei »nur noch Steppe« in der Hasenheide zu sehen.

Vor großen Herausforderungen findet sich auch Berlins Nachbarland Brandenburg wieder. In der Lausitz etwa sei es besonders heiß und trocken, stellt Bauministerin Geywitz mit Blick auf die größere Region fest. Der Spreewald sei ebenso in Sachen Wassermanagement mit großen Aufgaben konfrontiert. »Das sind Prozesse, die in allen Kommunen anstehen«, so Geywitz. Die Hoffnungen der SPD-Politikerin liegen nicht zuletzt auf digitalen Lösungen wie Sensoren, die feststellen, wie am effektivsten bewässert werden kann.

Auf Brunnenbohrungen, um wie in der Hasenheide Grundwasser zu entnehmen, soll beim Kampf gegen die Trockenheit eigentlich verzichtet werden. Schon jetzt ist der Wasserspiegel vielerorts alarmierend niedrig. Wie Umweltministerin Lemke in Aussicht stellt, werden die Wasserpreise entsprechend eher steigen als fallen: »In einer Stadt wie Berlin liegt der Schlüssel in der Grauwassernutzung.« In erster Linie müsse dafür gesorgt werden, vorhandenes Wasser so lange wie möglich zu halten. »Es geht nicht darum, Geld zu sparen, sondern Wasser zu sparen.«

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