- Berlin
- Brandenburger Landtag
Landtag Brandenburg: Industrie als Wasserschlucker
Brandenburger Landtag beschäftigt sich mit Trockenheit und Wassermangel
Nicht allein der Erregungspegel – auch der Inhalt der Wasserdebatte am Donnerstag im Landtag legten nahe, dass katastrophale Situationen in gar nicht so ferner Zukunft keineswegs ausgeschlossen sind. In der von der Grünen-Fraktion beantragten aktuellen Stunde zur zunehmenden Trockenheit und Wasserknappheit in Brandenburg variierten Problembeschreibung und Lösungsansätze beträchtlich.
»Zum Glück gab es in den letzten Tagen etwas Regen«, bemühte sich Wolfgang Roick, der umweltpolitische Sprecher der SPD, um Abkühlung in einer hitzigen, von gegenseitigen Vorwürfen begleiteten Debatte. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) warnte davor, die paar Regengüsse zu überschätzen. »Das hilft vielleicht dem einen oder anderen Landwirt, und seine Ernte wird nicht ganz so schlecht ausfallen wie erwartet. Aber unseren Wäldern hilft das fast gar nicht.«
Über Brandenburg gingen pro Jahr durchschnittlich zwar 15 Milliarden Kubikmeter Wasser nieder, das klinge nach sehr viel. »Aber etwa 80 Prozent davon verdunsten mehr oder weniger gleich wieder.« In 1,8 Metern Bodentiefe herrsche nach wie vor eine extreme Trockenheit. Vogel informierte über die ersten Rationierungsmaßnahmen dieses Sommers: In Brandenburg/Havel sei die Tagesbewässerung der Gärten untersagt worden. Das Krisenmanagement für die Schwarze Elster in der Lausitz, die auszutrocknen drohe, werde aktiviert.
Weil auch mit dem Ausstieg aus der Braunkohleförderung immer weniger abgepumptes Wasser in die Spree geleitet wird, erwartet Vogel »Verteilungskonflikte«. Beim Thema Wasser müssten Brandenburg und Berlin zusammen betrachtet werden. Um seinen Wasserbedarf zu decken, benötige Berlin einen Zustrom von acht Kubikmetern pro Sekunde. Schon gegenwärtig seien es nur vier Kubikmeter. Der Verbrauch Berlins mit 240 Millionen Kubikmetern pro Jahr – in Brandenburg ist es etwas mehr als die Hälfte – stelle ein zunehmendes Problem dar.
Angesichts der Wasserproblematik kann die Ankündigung von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), mit der Tesla-Investition gehe die Serie der industriellen Neuansiedlungen erst los, als gar nicht so positiv gewertet werden. »Sie haben Tesla bei seinem Wasserbedarf jeden Wunsch von den Augen abgelesen«, kritisierte Philip Zeschmann von den Freien Wählern. Die Folgen seien Wasserrationierung für die Anwohner und ein Entwicklungsverbot für die Region, weil nicht mehr genügend Wasser bereitgestellt werden könne für neue Wohnungen, Schulen und Kindergärten.
Aus Sicht von Linken-Redner Thomas Domres müssen künftige Ansiedlungsentscheidungen eng mit der Frage nach dem lokalen Wasserangebot gekoppelt sein. Angesichts von extrem aufwendigen Ideen, Schmelzwasser der Elbe in die Lausitzer Seen zu leiten und damit das Spree-Wasser aus den nicht mehr betriebenen Braunkohletagebauen zu ersetzen, müsse zügig an der Umsetzung gearbeitet werden. Das würde mindestens 20 Jahre in Anspruch nehmen, und »dennoch würde es nicht reichen«.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.