Salbei: Nicht nur gegen Halsschmerzen

Hilft auch bei Schwitzattacken: Neues vom Salbei, der Arzneipflanze des Jahres 2023

  • Anke Nussbücker
  • Lesedauer: 5 Min.
Die Blätter des Küchensalbei riechen beim Zerreiben stark aromatisch. Sie schmecken würzig bis bitter.
Die Blätter des Küchensalbei riechen beim Zerreiben stark aromatisch. Sie schmecken würzig bis bitter.

Der Echte Salbei wurde zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Neue Erkenntnisse etwa zur Dosierung und Anwendungsdauer bewogen den Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde dazu, dem traditionell angewendeten und fast überall auf der Welt bekannten Heil- und Gewürzkraut neue Aufmerksamkeit zu schenken.

Die länglich-eiförmigen Blätter des Echten Salbeis (botanisch: Salvia officinalis) haben einen sehr charakteristischen Geruch und Geschmack, hervorgerufen durch ätherische Öle mit einem Gehalt an Cineol, Thujon und Linalool sowie Flavonoiden wie Rosmarinsäure. Zur Gattung von Salbei gehören mehr als 300 bekannte Arten. Nicht alle entfalten denselben charakteristischen Duft und die arzneiliche Wirkung.

Ein besonderes Merkmal weist auf den Griechischen Salbei (botanisch: Salvia triloba) hin: Dessen ätherisches Öl besitzt verglichen mit dem Echten Salbei einen höheren Anteil von Cineol und Campher, wodurch ein Geruch nach Eukalyptus entsteht.

All diese Inhaltsstoffe, denen die Salbeiblätter ihren markanten Geruch verdanken, hemmen das Wachstum der verschiedensten mikrobiellen Krankheitserreger. Die Gerbstoffe, die für den leicht bitteren Geschmack von Salvia officinalis verantwortlich sind, hemmen sogar Viren mit empfindlicher Proteinhülle, wozu auch Sars-Cov-2-Viren zählen. So kann das Gurgeln mit abgekühltem Salbeitee bei den ersten Anzeichen von Halsschmerzen infolge eines grippalen Infekts helfen, die Vermehrung von Viren oder Bakterien im Mund- und Rachenraum zu bremsen.

Weiterhin wird der arzneilich wirksame Salbei traditionell gegen Blähungen, Bauchschmerzen und Sodbrennen genutzt. Auch leichtere Entzündungen von Zahnfleisch, Haut und Schleimhäuten sind mit verdünnten Salbeizubereitungen behandelbar.

In der Mittelmeerküche Italiens werden frische Salbeiblätter auch gern zum Würzen von Speisen verwendet. Der Einsatz als Gewürz etwa für Salbeibutter oder zu Fischgerichten hat seinen Ursprung darin, dass die Menschen bereits seit dem 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung beobachteten, dass Salbei wie auch Rosmarin einem schnellen Verderb von Speisen in der Sommerhitze vorbeugt. Die in Salbei oder Rosmarin enthaltene Rosmarinsäure wirkt dabei als Antioxidans vor allem gegen das Ranzigwerden von Ölen und Fetten.

Der Geschmack von salbeigewürzten Speisen erinnert so manchen unangenehm an Arznei und ist daher gewöhnungsbedürftig. Ein guter Koch dosiert jedoch Kräuter, Gewürze, Zucker, Salz sowie Zitronen- oder Essigsäure so, dass eine geschmackliche Harmonie entsteht und einzelne Kräuter dabei nicht dominant herauszuschmecken sind.

Mehr als 15 Salbeiblätter pro Tag sollten sich gesunde Erwachsene nicht einverleiben. Grund für die Beschränkung ist der Gehalt an Thujon, das neurotoxisch wirken kann. Zu beachten ist, dass dieser Inhaltsstoff, der auch in einigen anderen Kräutern vorkommt, vor allem in Wermut, Beifuß oder Schafgarbe, in Alkohol gut löslich ist. Bereits mit 150 Gramm eines solchen alkoholischen Getränks ist der Grenzwert für Gesunde erreicht. Menschen, die zu epileptischen Anfällen neigen, müssen daher Wermutwein, Absinth sowie die verschiedensten Kräuterschnäpse strikt meiden.

Bei Zubereitungen als Tee oder Kaltwasserauszug gehen jedoch keine gefährlichen Mengen von Thujon in das Getränk über. Allerdings empfehlen Kräuterkundige dennoch eine Beschränkung auf sechs Gramm Salbeiblätter pro Tag bzw. umgerechnet drei bis vier Tassen Salbeitee.

Anders ist das bei Salbeibutter, die bis zu 25 Milligramm Thujon pro Kilogramm enthalten darf. Der Grenzwert für gesunde Erwachsene liegt bei 6 Milligramm Thujon pro Tag; demnach wären Verzehrmengen bis zu 200 Gramm Salbeibutter denkbar, welche wohl niemand an einem Tag essen würde. Schwangere und Stillende sollten jedoch vorsichtshalber höchstens 10 Gramm Salbeibutter an einem Tag essen, einerseits um ihr Kind nicht zu gefährden, andererseits kann Salbei die Milchmenge bei Stillenden reduzieren. Salbei wurde früher sogar zum Abstillen eingesetzt.

Wenn man diese Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt, steht einer Langzeitanwendung von Salbei nichts entgegen. Nutznießer dieser geänderten Empfehlungen können Menschen sein, die unter starkem Schwitzen leiden. Als Ursache für starkes Schwitzen sollte auch Übergewicht in Betracht gezogen werden, das eine medizinische Anerkennung des Problems sowie eine langfristige Therapie erfordert.

Überholte Empfehlungen, wie sie leider in der aktuellen Apotheken-Umschau (Juni 2023) gegeben wurden, hier frei verkäufliche Aluminium-Deos zu verwenden, sind dabei kritisch zu sehen. Denn Aluminiumverbindungen stehen unter dem Verdacht, Krebs auszulösen sowie die Entstehung von Demenz zu beschleunigen. Leider sind einige aluminiumhaltige Deos in Drogerien immer noch käuflich zu erwerben. Wieder wird der Verbraucher verantwortlich gemacht, sich umfassend zu informieren und diese riskanten Produkte zu meiden.

Salbei in Form von Deos, Spülungen, Waschungen oder als Tee getrunken wäre bei starkem Schwitzen die ungefährlichere Alternative. Zudem beginnt mit dem Absinken des weiblichen Hormonspiegels für Frauen um das 50. Lebensjahr oftmals ein jahrelanger Anpassungsprozess. Verbunden ist dieser mit mehrmals täglich auftretenden Schweißausbrüchen, oft schließen sich Kälteschauer an. Salbei kann hier gute Dienste leisten, auch in der Phase, wenn eine Hormonersatztherapie beendet werden muss.

Haben Frauen nach einer heftigen Schwitzattacke nicht die Möglichkeit, ihre nass geschwitzte Kleidung zu wechseln, sind sie einem höheren Risiko ausgesetzt, sich in Zugluft zu erkälten. Auch hier kann der Echte Salbei helfen, dass sich Halsschmerzen und Heiserkeit nicht zu oft einstellen. Allerdings ist dann ein mitgebrachter abgekühlter Salbeitee den häufig angebotenen Salbeibonbons vorzuziehen.

Salbei-Extrakt wird oft zu sogenannten Halsbonbons oder -pastillen verarbeitet. Bei beginnenden Infekten mit einem Kratzen im Hals können diese zeitlich begrenzt und sparsam eingesetzt durchaus nützlich sein. Doch sollten sich Zuckerkranke oder Übergewichtige darüber im Klaren sein, dass sie auf diese Weise viel Zucker zusätzlich aufnehmen.

Zuckerfreie Halspastillen mit Zuckerersatzstoffen wie Sorbit oder Maltit müssen in ihrer Menge ebenfalls stark beschränkt werden, weil sie sonst zu Durchfall führen können. Die beste Anwendung gegen Halsschmerzen ist dann doch das Gurgelmittel, das sich aus frischen, zerkleinerten Salbeiblättern auch in einem Kaltwasserauszug ansetzen lässt. Etwas Kochsalz hinzugegeben, kann das die Wirksamkeit der Flüssigkeit noch verbessern.

Gnocchi mit grünen Erbsen und Salbeibutter

Rezept für zwei Personen: 50 Gramm Butter in eine Schüssel geben, 20 Minuten bei Zimmertemperatur stehen lassen. In der Zwischenzeit Wasser zum Kochen bringen. Je 10 Gramm frische Salbei-, Basilikum- Oregano- und Petersilienblätter kalt waschen, trocken schütteln und fein zerkleinern, sofort mit 50 Gramm Butter, einem Esslöffel Olivenöl und etwas Salz vermengen. 300 Gramm grüne Erbsen zwei Minuten kochen, 300 Gramm Gnocchi in dem Gemüsekochwasser erhitzen und weitere 2 Minuten garen, abgießen, die Kräuterbutter dazugeben, Gnocchi in der schmelzenden Butter schwenken. anu

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