Tadej Pogacar mit baskischer Kompetenz bei der Tour de France

Tom auf Tour: Der slowenische Favorit und seine wichtigsten Helfer

  • Tom Mustroph, Amorebieta-Etxano
  • Lesedauer: 3 Min.
Von den Basken bejubelt: Tour-Favorit Tadej Pogacar (v.)
Von den Basken bejubelt: Tour-Favorit Tadej Pogacar (v.)

Man muss nur die richtige Personalpolitik machen. Für Tadej Pogacar jedenfalls, den immer noch an der Hand lädierten Superstar des Radsports, wurde der Grand Depart der Tour de France im Baskenland zu einer Art Heimrennen. Die stolzen Basken, von denen einige auch gegen die Tour als Eindringen von Fremden protestierten, bejubelten den Slowenen, weil er in seinem Emirates-Rennstall von baskischer Kompetenz auf allen Ebenen profitiert.

Dem 24-Jährigen am nächsten kommt der baskische Masseur Joseba Elguezabal. »Ja, wir verbringen viel Zeit miteinander«, sagt der bärtige Mann strahlend zu »nd«. Seine Hände erzählen ihm, dass Tadej Pogacar auch nach seinem Sturz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und der anschließenden Operation am gebrochenen Handgelenk ganz der Alte ist. »Sein Muskeltonus ist gut. Er ist prächtig in Form«, versichert Elguezabal. Gemeinsam mit Rehabilitationsspezialisten kümmerte er sich auch um Hand und Handgelenk, sei da aber sehr vorsichtig gewesen. Dort ist Pogacar noch immer in der Mobilität eingeschränkt. »Aber Radrennen gewinnt man nicht mit dem Handgelenk, sondern mit den Beinen«, sagte der Radprofi selbst etwas trotzig. Und für die Beine ist auch jetzt bei der Tour de France eben Elguezabal zuständig.

Für den Kopf – für die Renntaktik – ist Teammanager Matxin Fernandez der erste Ansprechpartner. »Ich komme aus der Nähe von Bilbao und natürlich kenne ich alle Straßen hier gut«, erzählt er »nd«. Aus dieser Streckenkenntnis heraus baldowerte Fernandez den Plan aus, der auf der ersten Etappe erst Pogacar attackieren ließ, und dann, als der Slowene gemeinsam mit seinem härtesten Rivalen Jonas Vingegaard wieder einen Gang herunterschaltete, den Weg frei machte für Adam Yates. Der Edelhelfer von Pogacar holte den Etappensieg und das Gelbe Trikot. »Das zeigt, wie stark unser Team inzwischen ist«, frohlockt Fernandez.

Weitere Basken im Team sind für den Energiehaushalt und die Sitzposition verantwortlich. Der Ernährungswissenschaftler Gorka Prieto-Bellver kümmert sich um den perfekten Nachschub auf dem Teller. Der Biomechaniker David Herrero stimmt Mensch und Maschine perfekt aufeinander ab. Da hat er einiges zu tun, denn die Colnago-Rennmaschine von Pogacar gilt als weniger schnell als etwa das Arbeitsgerät, das Jumbo-Visma seinem Kapitän Jonas Vingegaard bereitstellt. Bis zu zwei Stundenkilometer langsamer soll jedenfalls im letzten Jahr Pogacars Colnago-Rad gewesen sein, unkten einige Technik-Nerds. Konsequent wäre da – immer baskische Exzellenz im Sinn – auf die Marke Orbea aus Mallabia umzuschwenken.

Der nach Teammanager Fernandez zweitwichtigste Baske im arabisch finanzierten Emirates-Rennstall ist allerdings Chefmediziner Inigo San Millan. Er forscht vor allem nach Therapien gegen Krebs. Gegen den körperlichen Abbau, der mit den üblichen Ansätzen verbunden ist, versucht er mit einem besseren Verständnis der Funktionsweise der Mitochondrien anzugehen. Das sind Zellbestandteile, die als die Kraftwerke der Zellen gelten, weil sie an der Produktion des Hauptenergiespeichers ATP beteiligt sind.

Das ist natürlich interessant für Ausdauersportler. Und San Millan hat ein regelrechtes Trainingsprogramm zur Stimulierung der Mitochondrien entwickelt. Das dürfte ebenfalls ein Faktor für die herausragenden Leistungen Pogacars sein. Und, dass der eine Zwilling Adam Yates besser ist als der andere, Simon Yates vom Team Jayco AlUla, könnte auch an diesen ganz speziellen baskischen Forschungen liegen.

Tom auf Tour

Tom Mustroph, Radsportautor und

Dopingexperte, berichtet zum 22. Mal

für »nd« von der Tour de France.

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